Consecutio temporum - die Zeitenfolge
Die consecutio temporum, die Zeitenfolge im Lateinischen, regelt das Zeitverhältnis von Hauptsätzen und Nebensätzen (Gleichzeitigkeit, Vorzeitigkeit, Nachzeitigkeit). Das gilt sowohl für indikativische als auch für konjunktivische Nebensätze.
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Was ist die consecutio temporum?
Um die consecutio temporum, die Zeitenfolge im Lateinischen, leichter verstehen zu können, solltest du die lateinischen Zeitformen, vor allem die im Konjunktiv, gut beherrschen.
Wann bist du gekommen?? Ich kam, als der Unterricht begonnen hatte. Oder: Ich kam, als der Unterricht begann. Das ist ein Unterschied! Kamst du zu spät oder gerade rechtzeitig?
Auch im Lateinischen kann und muss man diesen Unterschied, die Zeitenfolge, ausdrücken. Durch die consecutio temporum ist geregelt, in welchem Zeitverhältnis die Handlungen in Haupt- und Nebensatz zueinander stehen – also wann was passiert. Man bezeichnet Zeitverhältnisse als
- vorzeitig (das Geschehen im Nebensatz passiert vor dem im Hauptsatz),
- gleichzeitig (die Handlungen in Haupt- und Nebensatz finden zur gleichen Zeit statt) oder
- nachzeitig (das Geschehen im Nebensatz passiert nach dem im Hauptsatz).
Welches Zeitverhältnis vorliegt, erkennst du an den Prädikaten in Haupt- und Nebensatz. Bei der Übersetzung prüfst du zuerst, ob das Prädikat im Nebensatz im Indikativ oder im Konjunktiv steht.
Indikativische Nebensätze
Steht das Prädikat des Nebensatzes im Indikativ, gilt: Gleichzeitigkeit wird ausgedrückt, wenn die Prädikate im Haupt- und Nebensatz in derselben Zeit stehen.
- Te laudo, si discis. (Ich lobe dich, wenn du lernst.)
Bei der Vorzeitigkeit ist es etwas komplizierter. Hier hängt es davon ab, welche Zeit im Hauptsatz steht: Enthält der Hauptsatz ein Prädikat im Präsens, so muss der Nebensatz eines im Perfekt haben. Findest du im Hauptsatz ein Vergangenheitstempus, so muss im Nebensatz das Plusquamperfekt stehen. Und ist das Prädikat im Hauptsatz im Futur I formuliert, ist das im Nebensatz im Futur II gewählt.
- Te laudabam, si didiceras. (Ich lobte dich, wenn du gelernt hattest.)
Hier nochmal übersichtlich (HS = Hauptsatz, NS = Nebensatz):
Die Nachzeitigkeit klammern wir in diesen Sätzen aus, weil sie anderen, komplizierten Regelungen folgt.
Konjunktivische Nebensätze
Du stellst fest, dass das Prädikat des Nebensatzes im Konjunktiv steht? Das gilt vor allem für ut/ne-Sätze, einige cum-Sätze und indirekte Fragesätze. Aber keine Sorge, der Konjunktiv muss im Deutschen in den meisten Fällen nicht übersetzt werden. Nur in den indirekten Fragesätzen macht der Konjunktiv im Deutschen Sinn. In den anderen Fällen gebrauchen wir im Deutschen den Indikativ. Es ist aber wichtig, die Prädikate in Haupt- und Nebensatz zu bestimmen, um so das Zeitverhältnis richtig zu erkennen. Mit einer Konjunktivform im Nebensatz gilt nämlich:
Gleichzeitigkeit
Gleichzeitigkeit liegt vor, wenn im Hauptsatz ein Haupttempus steht (also Präsens oder Futur I/II) und im Nebensatz ein Präsens oder wenn im Hauptsatz ein Nebentempus steht (also Imperfekt, Perfekt oder Plusquamperfekt) und im Nebensatz ein Imperfekt.
- Venis, cum disciplina incipiat. (Du kommst, als der Unterricht beginnt.)
Hier nochmal übersichtlich:
Vorzeitigkeit
Vorzeitigkeit liegt vor, wenn im Hauptsatz ein Haupttempus steht und im Nebensatz ein Perfekt oder wenn im Hauptsatz ein Nebentempus steht und im Nebensatz ein Plusquamperfekt.
- Venibimus, cum disciplina coepit. (Wir werden kommen, wenn der Unterricht begonnen haben wird.)
Hier nochmal übersichtlich:
Nachzeitigkeit
Auch Nachzeitigkeit lässt sich ausdrücken - allerdings nicht so einfach wie bisher, weil es keinen Konjunktiv im Futur gibt. Der Lateiner behilft sich mit der sogenannten coniugatio periphrastica, um eine unmittelbar bevorstehende Zukunft auszudrücken. Dazu nimmt man das Partizip Futur Aktiv (PFA; z. B. facturus, a, um von facere) und eine Konjunktivform von esse. Es steht der Konjunktiv Präsens bei einem Haupttempus im Hauptsatz und der Konjunktiv Imperfekt bei einem Nebentempus im Hauptsatz. Vor allem indirekte Fragesätze sowie non-dubito-quin-Sätze werden so aufgebaut. In anderen Fällen findet man Konstruktionen wie bei der Gleichzeitigkeit.
- Nescio, an disciplina incepta sit. (Ich weiß nicht, ob der Unterricht beginnen wird.)
Hier nochmal übersichtlich:
Alles klar? Wenn du also jetzt einen lateinischen Nebensatz entdeckst, musst du nicht vor dem Konjunktiv erschrecken. Er hilft dir nämlich dabei, das Zeitverhältnis richtig zu erkennen und zu übersetzen! Viel Erfolg beim Lernen und vale!
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