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Relativpronomen

Relativpronomen und damit Relativsätze werden im Lateinischen häufig gebraucht, um ein Nomen oder Personen bzw. Dinge näher zu definieren und somit eine Aussage etwas genauer zu bestimmen.

Inhaltsverzeichnis zum Thema

Relativpronomen

Pronomen oder Pronomina sind sogenannte "Für-Wörter", sie stehen also für eine Person oder eine Sache, die im Text/ Satz an anderer Stelle genannt oder gemeint werden. Im Deutschen z. B.: ich, es, diese, jener, welcher und viele mehr.

Relativpronomen beziehen sich wörtlich übersetzt auf etwas zurück, das kommt von der üblicherweise gebrauchten Wortstellung bei Relativsätzen, also der Art von Nebensatz, die von Relativpronomen eingeleitet wird:

  • "Ich bekam das Buch, welches/das ich mir gewünscht habe."

Bei diesem Beispiel ist der Teilsatz nach dem Komma der Relativsatz und "welches/das" ist das Relativpronomen, das sich zurück auf "das Buch" bezieht. Im Deutschen folgen die Relativsätze oft unmittelbar auf das übergeordnete Bezugswort, jedoch können auch andere Wörter zwischen Bezugswort und Relativpronomen/-satz treten, wenn man den Satz z. B. nicht auseinander reißen und verschachteln möchte:

  • "Ich habe sogar die Prüfung gut bestanden, auf die ich mich am wenigsten vorbereitet habe."

Hier sieht man auch, dass im Deutschen eine Präposition vor dem Relativpronomen steht, was an dem Prädikat im Relativsatz liegt, "sich auf etwas vorbereiten".

qui, quae, quod

Das gewöhnliche Relativpronomen im Lateinischen ist qui, quae, quod - "welcher, welche, welches" oder "der, die, das". Es leitet für gewöhnlich wie im Deutschen einen Relativsatz ein und steht in Bezug zu einem übergeordneten Wort. Man kann das Relativpronomen ähnlich wie ein Adjektiv deklinieren, das heißt, dass dieses Pronomen verschiedene Formen hat, die je nach Geschlecht (Genus), Anzahl (Numerus) und Fall (Kasus) gebildet werden:

Relativpronomen.jpg

Welche Formen muss man aber wählen oder wie erkennt man, was das übergeordnete Bezugswort ist? - Das Relativpronomen passt sich in seinem Geschlecht und seiner Anzahl an das übergeordnete Bezugswort an. Es ist zu diesem also Numerus- und Genus-kongruent, also NG-kongruent. Der Kasus, also Fall, des Relativpronomens bestimmt sich danach, welche Funktion das Pronomen im Relativsatz hat. Denn innerhalb des Relativsatzes ist es ein vollwertiges lateinisches Satzglied, ob nun als Subjekt, direktes Objekt (= Akkusativobjekt), indirektes Objekt (=Dativobjekt), Genitivattribut oder als adverbielle Bestimmung (= Ablativ).

Lateinische Relativpronomen: qui, quae, quod

  • hominibus bona fiant, qui fecerunt bene. (Den Menschen sollen gute Dinge widerfahren, die gut gehandelt haben.)
  • hominibus bona fiant, quorum fides magna est. (Den Menschen sollen gute Dinge widerfahren, deren Treue groß ist.)
  • hominibus bona fiant, quibus fortuna adeo mala dedit. (Den Menschen sollen gute Dinge widerfahren, denen das Schicksal bisher nur schlechte gab.)
  • hominibus bona fiant, quos maxime amo. (Den Menschen sollen gute Dinge widerfahren, die ich am meisten liebe.)
  • hominibus bona fiant, a quibus adiuti sumus. (Den Menschen sollen gute Dinge widerfahren, von denen wir unterstützt worden sind.)

An den Beispielen siehst du, wie die Relativpronomen, die sich alle auf hominibus beziehen, in den verschiedenen Fällen gebraucht werden können. Im Lateinischen können die Relativpronomen auch weiter von ihrem Bezugswort entfernt stehen. Dies ist bei den Beispielen auch im Deutschen nachgeahmt, jedoch kannst du bei der Übersetzung den Relativsatz auch direkt hinter das Bezugswort setzen. Das ist dann oft verständlicher. Die lateinische Sprache ist von der Wortstellung allgemein viel freier als das Deutsche. So sollte man das erste Beispiel besser auf folgende Weise übersetzen:

  • Den Menschen, denen das Schicksal bisher nur Schlechtes gegeben hat, soll Gutes widerfahren.

oder

  • Gutes soll den Menschen widerfahren, denen das Schicksal bisher nur Schlechtes gegeben hat.

Relativpronomen_Beispiel.jpg

Verallgemeinernde Relativpronomen

Neben qui, quae, quod gibt es auch noch die verallgemeinernden Relativpronomen quicumque, quaecumque, quodcumque und quisquis, quidquid.

quicumque, quaecumque, quodcumque bedeutet "welcher/welche/welches auch immer" oder "jeder/-e/-es, der/die/das" und wird im genau so wie qui, quae, quod dekliniert, nur dass an jede Form ein -cumque angehängt werden muss. Außerdem ist dieses Pronomen meistens adjektivisch, das heißt, dass es wie qui, quae, quod ein Bezugswort hat, mit dem es in NG-Kongruenz steht, also mit dem es den gleichen Fall (Kasus), die gleiche Anzahl (Numerus) und das gleiche Geschlecht (Genus) hat. Im Plural kann es auch substantivisch verwendet werden, also ohne Bezugswort:

  • quaecumque arbor est, video aliquam. (Welcher (Baum) es auch immer ist, ich sehe (irgend)einen.)
  • non facere possum (ea), quaecumque me iussisti (ich kann nicht machen, was auch immer du mir befohlen hast) (wörtlich: die Dinge, welche auch immer du mir befohlen hast.)

quisquis, quidquid bedeutet "jeder/-e, der/die" und "jedes, das; alles, was; das, was". Es gibt im Grunde nur diese beiden Formen und sie werden substantivisch verwendet, oft auch in sehr allgemeinen Aussagen:

  • quidquid elucit, non omne aurum. (Das, was glänzt, ist nicht immer Gold.)

Besonderheiten

Wenn ein Relativpronomen am Anfang eines Satzes steht, kann es entweder sein, dass das Bezugswort im selben Satz später folgt, dann kann man in der Übersetzung den Relativsatz nach dem Bezugswort einfügen, wenn es das Verständnis erleichtert oder den Ausdruck verschönert. Wenn das Bezugswort allerdings in einem der vorherigen Sätze steht, muss man das Relativpronomen mit "dieser, diese, dieses" wiedergeben. Dieses Phänomen nennen wir relativischer Satzanschluss. Die Römer hatten nämlich keine Punkte oder Kommata wie wir, so kann es passieren, dass ein Relativsatz weit hinter dem Bezugswort steht. Also kann es passieren, dass ein Relativsatz und sein übergeordneter Satz durch einen Punkt getrennt sind, den ein moderner Wissenschaftler gesetzt hat.

Man darf das Relativpronomen auch nicht mit dem Fragepronomen bzw. Interrogativpronomen im Lateinischen quis, quae, quid verwechseln, genauso wie Relativsätze nicht mit **[indirekten Fragesätzen](https://www.sofatutor.ch/latein/videos/indirekte-fragesaetze verwechselt werden dürfen, auch wenn sich bei letzterem die Folgen für die Übersetzung meist in Grenzen halten.

Teilweise fällt bei dem verwandten Indefinitpronomen aliquis, aliquid (irgendeiner/-e/-etwas) der Wortanfang -ali aus und sieht somit genauso aus wie ein Relativpronomen. Das passiert dann, wenn es direkt nach bestimmten Wörtern steht, die du dir mit folgendem Merksatz merken kannst:

  • "Nach si, nisi, ne, num, pro, ubi, quando, cum fällt ali- um."

Nun konntest du einen Überblick über die Relativpronomen gewinnen. Hier kannst du in den Videos und Übungen dein Wissen vertiefen und einprägen. Viel Erfolg und bonam fortunam!