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Konjunktiv

Der Konjunktiv ist eine Wunsch- bzw. Aufforderungsform. Er kann von allen Tempora außer den Futura gebildet werden.

Inhaltsverzeichnis zum Thema

Die Formen des Konjunktiv

Im Lateinischen gibt es zwei Modi: den Indikativ (die Wirklichkeitsform) und den Konjunktiv (Wunsch- bzw. Aufforderungsform). Alle Tempora können im Lateinischen einen Konjunktiv bilden, nur das Futur I und Futur II nicht.

  • Indikativ: navigamus (wir segeln)
  • Konjunktiv: navigemus (Lasst uns segeln)

Schiff.jpg

Wie die Konjunktivformen, so werden auch die Indikativformen von den jeweils benötigten Stammformen gebildet:

  • von der 1. bzw. 2. Stammform (dem Präsensstamm) Präsens und Imperfekt jeweils im Aktiv und Passiv
  • von der 3. Stammform (Perfektstamm) Perfekt und Plusquamperfekt Aktiv und
  • von der 4. Stammform (dem PPP) und einer Form von esse Perfekt und Plusquamperfekt Passiv.

Futur I und II bilden ja, wie gesagt, keinen Konjunktiv, und kommen daher in diesem Themenfeld nicht weiter vor.

Konjunktivformen des Präsensstamms

Im Konjunktiv Präsens der lateinischen Sprache wird bei den Verben der a-Konjugation das -a- zu -e-. Dann werden die jeweiligen Personalendungen angehängt – und zwar entweder für das Aktiv oder das Passiv. Bei den anderen vier Konjugationen wird das Moduskennzeichen -a- zusätzlich eingeschoben. Auch hier wird die jeweilige Personalendung angehängt. Zunächst kann man den Konjunktiv Präsens mit einer Hilfsübersetzung lösen und „soll“ oder „möge“ benutzen, bis man sicher ist, welche Funktion der Konjunktiv erfüllt:

Die Formel des lateinischen Konjunktiv Imperfekts lautet Infinitiv Präsens + Personalendung. Am besten übersetzt du diese Form erst einmal mit dem Hilfsverb „würde...“.

Ipf.Tempus-Moduszeichen_Sofatutor_Tabelle.jpg

Konjunktivformen des Perfektstamms Aktiv

Das Moduskennzeichen für den Konjunktiv Perfekt lautet -eri-. Die Formel zur Bildung des Konjunktiv Perfekt Aktiv lautet also : Perfektstamm + -eri- + Personalendung. Eine Hilfsübersetzung ist „soll... haben“:

Den Konjunktiv Plusquamperfekt Aktiv im lateinischen erkennst du am Moduskennzeichen -isse-, das zwischen Perfektstamm und Personalendung eingeschoben wird.

Die Personalendungen für das Perfekt und Plusquamperfekt Aktiv sind dieselben wie für das Imperfekt:

  • -m
  • -s
  • -t
  • -mus
  • -tis
  • -nt

Perf-Stamm-Akt.-Tempus-Moduszeichen_Sofatutor_Tabelle.jpg

Konjunktivformen des Perfektstamms Passiv

Der lat. Konjunktiv Perfekt Passiv wird gebildet mit dem PPP (also der vierten Stammform) und dem Konjunktiv Präsens von esse (sim, sis, sit, simus, sitis, sint). Der lateinische Konjunktiv Plusquamperfekt Passiv entsprechend mit dem PPP und dem Konjunktiv Imperfekt von esse (essem, esses, esset, essemus, essetis, essent).

Perf-Stamm-Pass.-Tempus-Moduszeichen_Sofatutor_Tabelle.jpg

Funktionen des Konjunktivs

Aber wozu braucht man den Konjunktiv denn nun eigentlich?

Der Konjunktiv drückt immer aus, dass von der Realität abgewichen wird. So wird mit dem Konjunktiv z.B. ein Wunsch, eine Aufforderung oder eine Behauptung ausgedrückt. Hierbei entscheidet oft der Kontext.

liegender_Römer.jpg

Zudem kommt der Konjunktiv in vielen Nebensätzen vor und wird dann einfach wie ein Indikativ übersetzt.

Konjunktiv im Hauptsatz

Aufforderungs-, Begehr- und direkte Fragesätze

Im Hauptsatz drückt der lateinische Konjunktiv Wünsche und Vorstellungen aus. Es wird also angezeigt, dass man sich etwas vorstellt, das nicht der Realität entspricht, dass ein Zweifel besteht oder dass auf den Gesprächspartner eingewirkt werden soll. Die Verneinung wird mittels ne ausgedrückt.

Der Konjunktiv Präsens kann vier verschiedene Funktionen einnehmen:

  1. Iussiv
  2. Prohibitiv
  3. Adhortativ
  4. Dubitativ / Deliberativ

Iussiv

Der Iussiv drückt einen Befehl bzw. starke Aufforderung aus. Er kommt meist in der 3. Person Sg. oder Pl. vor und wird mit „soll“ oder „soll unbedingt“ übersetzt.

  • Puer domum veniat. (Der Junge soll unbedingt nach Hause kommen.)

Menschen.jpg

Prohibitiv

Beim Prohibitiv im Lateinischen handelt es sich um ein Verbot, das meist an die 2. Person Sg. oder Pl. gerichtet ist.

  • Ne timeatis! (Fürchtet euch nicht!)

Um ein Verbot auszudrücken, wird auch manchmal der Konjunktiv Perfekt benutzt. „Fürchtet euch nicht!“ kann also auch Ne timueritis! heißen.

Verbot.jpg

(Ad)hortativ

Der (Ad)hortativ ist eine Aufforderung an die 1. Person Plural. Du übersetzt diese Form mit „Lasst uns...“:

  • Cantemus. (Lasst uns singen.)

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Dubitativ / Deliberativ

Der Dubitativ / Deliberativ steht in der 1. Person Sg. oder Pl. und drückt einen Zweifel oder eine Überlegung aus. Du erkennst ihn gut am Fragezeichen.

  • Quid faciamus? (Was sollen wir tun?)

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Wie du den Konjunktiv Präsens übersetzen musst, kannst du nur aus dem Kontext erschließen. Hier noch einmal all seine Funktionen im Überblick:

Konjunktiv_im_Hauptsatz.jpg

Optativ

Wunschsätze im Lateinischen (Optativ) werden oft mit uti bzw. utinam („ach wenn doch“) eingeleitet. Sie können entweder erfüllbar oder unerfüllbar sein.

Der erfüllbare Optativ benutzt für die Gegenwart den Konjunktiv Präsens und den Konjunktiv Perfekt für die Vergangenheit. Du kannst ihn mit „hoffentlich“ o.ä. übersetzen.

  • Utinam vincat! (Hoffentlich siegt er!)
  • Utinam vicerit! (Hoffentlich hat er gewonnen!)

Als unerfüllbarer Optativ wird der Konjunktiv Imperfekt für die Gegenwart, der Konjunktiv Plusquamperfekt für die Vergangenheit verwendet. Du kannst ihn mit „wenn (doch)“ übersetzen:

  • Utinam vinceret! (Wenn er doch siegte! / siegen würde!)
  • Utinam vicisset! (Wenn er doch gesiegt hätte!)

Potentialis

Potentiale Behauptungssätze kann es in der Gegenwart und der Vergangenheit geben und sie können entweder möglich sein oder irreal, also unwahrscheinlich oder unmöglich.

Mögliche Behauptungssätze

Potentiale Behauptungssätze der Gegenwart stehen im Konjunktiv Präsens oder Perfekt. Du übersetzt sie mit „könnte“:

  • Dicat / Dixerit aliquis... (Es könnte jemand sagen...)

Potentiale Behauptungssätze der Vergangenheit stehen im Konjunktiv Imperfekt. Du übersetzt diese mit „hätte... können“:

  • Diceres, ... (Du hättest sagen können...)

Irreale Behauptungssätze der Gegenwart stehen im Konjunktiv Imperfekt.

Video: irrealis der gegenwart

  • Sine amicitia vita tristis esset. (Ohne Freundschaft wäre das Leben traurig.)

lateinische Irreale Behauptungssätze der Vergangenheit stehen im Konjunktiv Plusquamperfekt:

  • Sine te desperavissem. (Ohne dich wäre ich verzweifelt.)

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Konjunktiv im Nebensatz

Du wirst bereits so einige Konjunktionen kennen, die einen Nebensatz einleiten, der im Konjunktiv steht. Für gewöhnlich wird der Konjunktiv dann einfach mit dem Indikativ übersetzt.

Zu den Konjunktionen, die einen konjunktivischen Nebensatz einleiten, gehören:

  • ut / ne (so dass, damit [nicht])
  • si (wenn, falls)
  • cum (sofern es „obwohl“, „als / nachdem“, „da / weil“ oder „während“ heißt, wodurch ein Gegensatz ausgedrückt wird)

Außerdem steht in indirekten Fragesätzen der Konjunktiv:

  • Nescio quando appropinquet (Ich weiß nicht, wann er herbeikommt.)

Die konjunktivischen Nebensätze folgen den Regeln der Zeitenfolge, den sogenannten consecutio temporum.

Du siehst also, das Thema Konjunktiv ist ganz schön komplex. Aber mit ein wenig Übung wirst du das sicher gut hinbekommen. Viel Erfolg!