„Die Physiker“ – Entstehungsgeschichte (Dürrenmatt)
Lies hier eine kurze Zusammenfassung über den Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt und sein bekanntes Theaterstück Die Physiker. Erfahre mehr über die Zeit des Kalten Krieges und das Wettrennen um Atombomben. Bist du neugierig geworden? Schau dir das Video an!
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Grundlagen zum Thema „Die Physiker“ – Entstehungsgeschichte (Dürrenmatt)
Biografie von Friedrich Dürrenmatt
Bevor wir uns genauer mit der Entstehung von Dürrenmatts Drama Die Physiker auseinandersetzen, wird im Folgenden zunächst das Leben des Autors präsentiert. Im Steckbrief von Friedrich Dürrenmatt werden die wichtigsten Informationen zu seinem Leben und Wirken zusammengefasst.
Du möchtest noch mehr zum Leben von Friedrich Dürrenmatt erfahren? Schaue dir hierzu gerne das separate Video an.
Historischer Hintergrund des Werks Die Physiker
Die Tragikomödie Die Physiker wurde im Jahr 1962 veröffentlicht und fällt damit in die Epoche der Nachkriegsliteratur und Postmoderne sowie in die Zeit des Kalten Kriegs und des Ost-West-Konflikts. Wie viele andere Autorinnen und Autoren hat Dürrenmatt zu jener Zeit die Schrecken des Kriegs und drängende Fragen zu gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungen in seinen Werken behandelt.
Besonders die Thematik der Atomenergie ist für sein Drama Die Physiker von zentraler Bedeutung. Dies ist auch vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs zu lesen und entsprechend zu interpretieren, denn man befürchtete damals, dass Adolf Hitler zusammen mit deutschen Physikern eine Atombombe entwickeln könnte. Deswegen versuchten Physiker, so unter anderem Albert Einstein, den US-amerikanischen Präsidenten davon zu überzeugen, ebenfalls eine Atombombe zu entwickeln.
An dieser Stelle wird die tragische Rolle der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen deutlich: Sie mussten sich für den Bau einer Atombombe einsetzen, obwohl ihnen die Gefahr einer solchen Erfindung sehr wohl bewusst war. Die schlimmen Konsequenzen dieser Erfindung zeigten sich realpolitisch in nuklearen Angriffen gegen die japanischen Städte Nagasaki und Hiroshima, die unzählige Todesopfer forderten.
Zur Entstehungsgeschichte von Dürrenmatts Die Physiker
Zwei Einflussfaktoren waren maßgeblich für die Entstehung der Komödie Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt:
- Bertolt Brechts Drama Leben des Galilei (1939), das sich aber sowohl im Geschichtsbild als auch in der Theaterauffassung von Dürrenmatts Die Physiker unterscheidet.
- Dürrenmatts Rezension im Jahr 1956 zu Robert Jungks Buch Heller als tausend Sonnen, das sich mit der Atombombe und ihren Folgen beschäftigt.
Von beiden genannten Werken ließ sich Dürrenmatt für sein Stück Die Physiker inspirieren. Bereits im Jahr 1949 verfasste Dürrenmatt einen Kabarett-Sketch namens Der Erfinder, der sich inhaltlich auch mit der Atombombe beschäftigte. Diesen Sketch kann man heute als Vorgänger der Tragikomödie Die Physiker lesen, in der das Thema der nuklearen Bedrohung wieder aufgegriffen wird.
In Bertolt Brechts Drama Das Leben des Galilei geht es auch um das Dilemma eines Forschers, der etwas entdeckt, aber seine Entdeckung aus Angst vor dem eigenen Tod nicht mit der Menschheit teilen kann. Diese Thematik greift Dürrenmatt in seinem Drama Die Physiker wieder auf und versetzt sie in die Gegenwart des Kalten Kriegs.
Zu dieser Zeit beschäftigte sich Dürrenmatt auch selbst sehr ausgiebig mit Atomphysik. Seine Lektüre und Rezension zu Robert Jungks Buch Heller als tausend Sonnen fällt in diese Zeit und sie gibt Dürrenmatt wesentliche Impulse für sein Werk. Neben dem Entwicklungsprozess vom Bau der Atombombe schilderte Jungk auch die Probleme der Atomwissenschaftler durch politische Intrigen. Er forderte deshalb auch, auf den Bau von weiteren Atombomben zu verzichten.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Die Physiker
Transkript „Die Physiker“ – Entstehungsgeschichte (Dürrenmatt)
Entscheidend für die Entstehung der Komödie "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt waren zwei Einflüsse. Erstens: Dürrenmatt war mit Brechts Drama "Leben des Galilei" vertraut. Dieses wurde 1939 geschrieben. Die Unterschiede zwischen beiden Werken offenbaren sowohl eine unterschiedliche Theaterauffassung als auch ein unterschiedliches Geschichtsbild.
Einfluss anderer Werke
Zweitens: Dürrenmatt hatte 1956 Robert Jungks Buch "Heller als tausend Sonnen" rezensiert. Dieses Buch beschäftigt sich mit der Atombombe, ihren Folgen für die Menschen und dem Schicksal von Atomwissenschaftlern.
Bereits im Jahre 1949 hat Dürrenmatt einen Kabarett-Sketch namens “Der Erfinder” verfasst, der inhaltlich um die Atombombe kreist. Die Komödie "Die Physiker" hat also werkgeschichtlich betrachtet einen Vorgänger. Der Sketch bezeichnet die Atombombe als Moment totaler Bedrohung für die Menschheit. Diese Situation wird im Sketch auf komische Weise dadurch abgewendet, dass der Wissenschaftler die Bombe im Dekolleté einer Dame verschwinden lässt.
Thema Atomphysik
Noch wichtiger für die Entstehung der Tragikomödie um den Physiker Möbius ist jedoch Dürrenmatts theoretische Beschäftigung mit dem Thema “Atomphysik”. Von besonderer Bedeutung ist dabei seine Lektüre von Robert Jungks Werk "Heller als tausend Sonnen". Hier schildert Jungk den Entwicklungsprozess vom Bau der Atombombe und die Probleme der Atomwissenschaftler. Diese waren nicht nur technisch-physikalischer Natur, sondern auch durch die politische Verstrickung der Forscher bedingt.
Die Rolle der Atombombe während des 2. Weltkriegs
Im Zweiten Weltkrieg erreichten Hitler und die deutschen Nationalsozialisten zunächst militärische Erfolge. Ein Teil der deutschen Wissenschaftler, die Kenntnisse für den Bau einer Atombombe besaßen, emigrierte, z. B. Einstein. Ein Teil blieb in Deutschland, so etwa Heisenberg. Physiker in den USA (unter ihnen auch Einstein) drängten den US-amerikanischen Präsidenten dazu, Gelder für die Entwicklung einer Atombombe bereitzustellen.
Man fürchtete nämlich, Hitler könnte seinerseits eine Atombombe entwickeln lassen, um die entscheidende Wende im 2. Weltkriegherbeizuführen. Einsteins Rolle und die der anderen Physiker ist hierbei tragisch. Sie sahen sich durch Hitler genötigt, sich für die Atombombe einzusetzen, hatten aber letztendlich die Konsequenzen dieser Erfindung nicht mehr unter Kontrolle.
Hiroshima und Nagasaki
Die amerikanische Regierung setzte schließlich die Atombombe gegen die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki ein. 80.000 Menschen kamen dabei zu Tode oder wurden schwer verletzt. Einsteins Versuche, diese Entwicklung aufzuhalten, scheiterten. Jungk fordert dazu auf, auf die weitere Erforschung und den weiteren Bau der Atombombe zu verzichten, weil die Menschheit noch nicht reif genug sei, mit ihr umzugehen. Außerdem prangert er an, dass Wissenschaftler von Militärs vereinnahmt würden.
Heliozentrische und geozentrische Weltbilder
Im dänischen Exil verfasst Bertolt Brecht das Drama "Leben des Galilei". Galileo Galilei war ein Forscher. Er entdeckte, dass Kopernikus` Behauptung, dass die Erde sich um die Sonne dreht, stimmt. Diese Erkenntnis nennt man die heliozentrische Weltsicht.
Bisher war man davon ausgegangen, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Das heißt, dass die Erde den Mittelpunkt des Universums und der göttlichen Schöpfung darstellt. Diese veraltete Sicht heißt geozentrisches Weltbild. Galileos Erkenntnisse hätten die kirchlichen Dogmen zum Einsturz bringen können und hätten einen Nutzen für die Menschen gehabt.
Sie hätten überholtes Wissen abstreifen und Fortschritt erleben können. Auch der Druck der Kirche auf die Menschen hätte konsequenterweise nachlassen müssen. Galileo jedoch widerruft seine Erkenntnisse unter Androhung der Folter und forscht nur heimlich weiter. Für Brecht ist dies ein Verrat; nicht nur an der Wissenschaft, sondern am gesellschaftlichen Wandel und damit an der Menschheit.
Die Gegenwart des Kalten Krieges
Vor dem Hintergrund des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki änderte Brecht den Schluss des Stückes. Brecht lässt hier Galileo in einem längeren Monolog davon sprechen, dass der "Jubelschrei über irgendeine neue Errungenschaft von einem universalen Entsetzensschrei beantwortet werden könnte."1 Somit wird Galileos Schuld relativiert. Dürrenmatt versetzt das Dilemma des Forschers in die Gegenwart des Kalten Krieges.
Unterschiede Brecht und Dürrenmatt
Die Unterschiede zwischen dem Stück Brechts und dem Stück Dürrenmatts zeigen ein unterschiedliches Geschichtsbild. Galilei bremst den wissenschaftlichen Fortschritt, den er als Forscher erreichen könnte, unter dem Druck der Mächtigen. Dadurch erscheint er in einem eher negativen Licht.
Möbius hält ebenfalls die Ergebnisse seiner Forschungen zurück, aber er ist dadurch eher positiv besetzt: Er will die Welt vor Schaden bewahren. Doch versagt auch er. Er wird zum Mörder, um sein Geheimnis zu schützen und lässt seine Familie im Stich. Die Welt fällt in die Hände der geisteskranken Mathilde van Zahnd. In beiden Fällen also befindet sich der Wissenschaftler in einem Dilemma, das sich nicht ins Positive wenden lässt.
„Die Physiker“ – Entstehungsgeschichte (Dürrenmatt) Übung
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Nenne die Werke, die Dürrenmatt beim Schreiben von „Die Physiker“ beeinflussten.
TippsDenke an die Entstehungszeit der einzelnen Werke.
LösungDie Werke, die Dürrenmatt beim Schreiben beeinflusst haben, sind
- Bertolt Brechts „Das Leben des Galilei“ sowie
- Robert Jungks „Heller als tausend Sonnen“.
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Gib wieder, mit welchen Themen sich Jungk in seinem Text „Heller als tausend Sonnen“ beschäftigt.
TippsRobert Jungk beschäftigte sich mit dem Schicksal der Wissenschaftler.
LösungRobert Jungk beschäftigt sich in seinem 1956 erschienenem Buch „Heller als tausend Sonnen“ mit der Entwicklung der Atombombe und dem Schicksal der Wissenschaftler, die in den USA an dem so genannten „Manhatten-Projekt“ arbeiteten. Im Dezember 1956 beschäftigte sich Dürrenmatt im Zuge einer Rezension für „Die Weltwoche“ mit Jungks Buch. In dieser Rezension entwickelt er bereits Thesen, die er dann in seinem Drama „Die Physiker“ aufgreift und weiterentwickelt.
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Skizziere die zeitgeschichtlichen Ereignisse während der Entstehungszeit von „Die Physiker“.
TippsDie Berliner Mauer wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gebaut.
LösungDie Kuba-Krise fand 1962 statt. Es ging um die Stationierung von sowjetischen Mittelstreckenraketen auf Kuba. Dies führte zu einer Drohung der amerikanischen Regierung, dass aufgrund der sowjetischen Bedrohung notfalls auch Atomwaffen eingesetzt werden könnten. In der Geschichte des Kalten Krieges kamen die beiden Supermächte USA und Sowjetunion in der Kuba-Krise einer militärischen Konfrontation und einem Atomkrieg sehr nahe. Die Gefahren und Folgen eines Atomkrieges wurden der Weltöffentlichkeit bewusst wie nie.
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Erschließe die Unterschiede zwischen der Dramentheorie Dürrenmatts und Brechts.
TippsBeide Autoren nutzen den Verfremdungseffekt in ihren Dramen, entwickelt wurde er allerdings von Brecht.
LösungDürrenmatt möchte mit den grotesken Übersteigerungen seiner Dramen die wahre Natur der Welt entlarven. Er sieht den Zufall als alles bestimmenden Faktor, der den Lauf der Welt bestimmt. Ihm gegenüber ist der Mensch hilflos und ohnmächtig. Brechts Optimismus, den Menschen in eine bestimmte Richtung zu erziehen und dadurch den Lauf der Welt zu bestimmen, hält Dürrenmatt für eine Illusion. Dieser Unterschied in der Dramentheorie und der Weltauffassung wird insbesondere bei „Das Leben des Galilei“ und „Die Physiker“ deutlich.
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Nenne das Werk, welches als inhaltlicher Vorgänger von „Die Physiker“ gilt.
TippsDas Werk entstand nach dem Zweiten Weltkrieg.
LösungEinen Vorläufer des Dramas „Die Physiker“ veröffentlicht Dürrenmatt bereits 1949 unter dem Titel „Die Erfinder.“ Diesen Kabarett-Sketch schrieb der Autor für das Cabaret Cornichon. In dem Sketch tritt ein Wissenschaftler mit einer Miniaturbombe auf, die die gesamte Welt vernichten könnte. Dies verhindert der Professor, indem er die Bombe im Ausschnitt einer Dame versteckt.
Im Laufe der 1950er Jahre nimmt das Interesse und Engagement Dürrenmatts für das politische Weltgeschehen zu. Er beschäftigt sich immer wieder mit dem Thema der Erkenntnistheorie und den ethischen Fragen der Naturwissenschaftler. Dies führt schließlich auch zur Entstehung von „Die Physiker“.
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Analysiere den Text Dürrenmatts zu Robert Jungks Buch „Heller als tausend Sonnen“.
TippsDürrenmatt war der Meinung, die wissenschaftliche Elite hätte versagt.
LösungFriedrich Dürrenmatt beschäftigte sich intensiv mit dem Buch von Robert Jungk. Es beeinflusste ihn stark in seiner Arbeit an dem Werk „Die Physiker“. Dürrenmatt sieht die fehlende Einigkeit unter den Wissenschaftlern für Ursache für die Weitergabe des Wissens um den Bau der Atombombe. Er stellt die Frage, wie sich Wissenschaftler in der modernen Welt verhalten sollen, da das Denken und die Entdeckung neuer technischer Methoden gefährlich für die gesamte Menschheit geworden ist.
Quelle: Friedrich Dürrenmatt, Heller als tausend Sonnen. Zu einem Buch von Robert Jungk, in: Friedrich Dürrenmatt: Werkausgabe in dreißig Bänden, Bd.28, Zürich: Diogenes Verlag 1998, S. 20–24, hier: 22 ff.
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Hallo Julia,
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Grüße aus der Redaktion
Anstatt der Schriftsteller würde ich lieber viel mehr über Einstein und Galileo erfahren