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1938 - Die Pogromnacht

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Team Zeitreise
1938 - Die Pogromnacht
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Grundlagen zum Thema 1938 - Die Pogromnacht

  1. November 1938. Der Nazi-Mob ist los. Hitler hat ihn von der Leine gelassen, als Reaktion auf die Ermordung eines deutschen Diplomaten durch den 17jährigen Herschel Grünspan. Jetzt terrorisieren Horden aus SS, SA und HJ die deutschen Juden, ermorden 400, verschleppen 30.000, brennen Synagogen nieder, plündern jüdische Geschäfte. Mit den Novemberpogromen beginnt eine neue Phase der nationalsozialistischen Judenverfolgung.

Transkript 1938 - Die Pogromnacht

Deutschland in den 30er Jahren: Schöner Schein für alle, die nicht hinsehen. Doch hinter den Fassaden wird ein Teil des Volkes immer mehr verfolgt. Dann nimmt das Regime die Maske ab. In der Nacht zum 10. November werden jüdische Gotteshäuser in Brand gesetzt, jüdische Menschen gejagt, gequält, ermordet. „ Es durfte alles gemacht werden. Wir waren Freiwild geworden. Und man durfte mit uns anfangen was man wollte.” Nazis treten an zu einem beispiellosen Feldzug der Gewalt im ganzen Reich. Als Vorwand dient den Nazis das Attentat auf den deutschen Diplomaten Ernst von Rath in Paris. Aus Protest gegen die brutale Abschiebung seiner Familie aus Deutschland will der jüdische Immigrant Herschel Grynszpan ein Zeichen setzen. Sein Plan, ein Attentat auf Hitlers Statthalter in Paris. Doch er trifft nur den Legationssekretär mit fünf Schüssen. Schwer verletzt wird Rath in eine Klinik gebracht. Für Hitlers Regime, das in München sein Ritual zum 09. November zelebriert, ist der Anschlag die erhoffte Propagandamunition. Schon längst hat Goebbels’ Hetze den Boden für Pogromstimmung bereitet. Das Attentat ist die willkommene Gelegenheit zum Losschlagen. Der Chef-Propagandist wittert die Chance als in München die Nachricht vom Tod des Diplomaten eintrifft. Aus seinem Tagebuch. „Ich gehe zum Parteiempfang im alten Rathaus. Riesen Betrieb. Ich trage dem Führer die Angelegenheit vor. Er bestimmt Demonstrationen weiterlaufen lassen, Polizei zurückziehen. Die Juden sollen einmal den Volkszorn zu verspüren bekommen. Ich gebe gleich entsprechende Anweisungen an Polizei und Partei. Dann rede ich kurz dementsprechend vor der Parteiführerschaft.” „Es war eine Rede voller Zorn und Empörung, was hier an Deutschen, an der Welt geschieht. Wenn so etwas passiert, dann reagieren wir als Volk und dann lassen wir uns das nicht gefallen.” Das Kalkül des Agitators geht auf. Stürmischer Beifall. Alles saust gleich an die Telefone, nun wird das Volk handeln. Nicht das Volk handelt, sondern die Gefolgschaft der Partei. In eingespielter Manier läuft die Befehlskette der Brandstifter an. Bald darauf stehen in hunderten von Orten die Synagogen in Flammen. Wie hier in Bielefeld vor den Augen der Bevölkerung. Greifkommandos eröffnen die Jagd auf Menschen, die nun Freiwild sind. „Und auf einmal klaut der das und die Schaufensterscheiben gingen zu Bruch. Und ich wusste erst gar nicht was los ist. Und dann habe ich aber gesehen, dass überall an vielen Scheiben Hakenkreuze und diese … #00:03:28#, diese Judensterne angemalt waren. Und dann hörte ich auch schreien und dann sah ich nach oben und da wurden Menschen aus dem Fenster gestoßen.” „Wenn sie in unsere Straße gekommen sind, dann… ich muss sagen, da müssen 500, 600 Leute, Deutsche, die geschrien haben und haben gesungen und haben-, da war eine Dame, ich konnte kein Gesicht sehen, die haben sie mit am Haar die Straße runter gezogen.” Der spontane Volkszorn, wie ihn die Propaganda suggeriert, ist vielfach inszeniert. Die meisten Brandstifter tragen offen Uniform oder das Abzeichen der Partei. Da sind die Täter oft nur Durchschnittsbürger, Biedermänner, angesehene Personen in ihrem Ort. „Als das Geschrei immer größer wurde ging mein Vater runter in der Annahme, er kann die Tür aufschließen. Aber schon als er auf der Treppe war wurde-, bekam der den Schuss und rief noch, das habe ich gehört, ich bin getroffen. Es wurde auch gerufen den Juden raus, Tod den Juden. Mein Vater hat früher immer gesagt, ja, meine Eltern, Großeltern wohnten in dem Haus, lebendig bekommt man mich hier nicht raus. Und als nun die Schüsse fielen und die Rufe Juden raus, da hörte man dann auch lebendig wolltest du nicht raus, jetzt kommst du tot da raus.” Über 400 Menschen werden in diesen Tagen erschlagen, erschossen, ertränkt oder in den Selbstmord getrieben. Über 1.400 Synagogen zerstört, mehr als 7.500 Geschäfte verwüstet und geplündert. Die Reaktion der Bevölkerung reicht von Teilnahme am Pogrom bis zu gelegentliche Anteilnahme am Schicksal der Opfer. „Die Angst war so groß, dass man oft keinen Mut gehabt hat den jüdischen Mitbürgern zu helfen. Es wurde viel geholfen. Viel mehr, als man denken kann. Aber alles insgeheim.” „Es ist die Menschlichkeit zerstört. Plötzlich erfuhr die Kriminalität eine Duldung. Der Staat schützte jegliche Untat, jegliches Verbrechen.” Entrechtung, Enteignung, Festnahme. Was lang geplant ist, wird nun umgesetzt. Adressenlisten liegen bereit. Die Häscher handeln mit System. In einer landesweiten Polizeiaktion werden vor allem jüdische Männer verhaftet, bei denen man Vermögen vermutet. Staatlich organisierte Geiselnahme. Ziel der Aktion die Verdrängung der Juden aus der Wirtschaft und schließlich aus der Heimat unter Zurücklassung ihres Vermögens. Sachsenhausen, Dachau, Buchenwald. Das Tor zur Ausbürgerung. Tatort brutaler Erpressung. Entlassen wird nur, wer seiner Enteignung und Auswanderung zustimmt. Wer kann versucht ein Visum zu bekommen. Doch die anderen Staaten lassen nur begrenzte Kontingente zu. Für Kinder gibt es am ehesten Hoffnung. Einige Nachbarländer erklären sich aufnahmebereit. Abschied fürs Leben. Mit der Pogromnacht hat das Regime erprobt, wie weit es gehen konnte. Und wie weit es künftig gehen kann „.Das war der Wendepunkt. Da kapierten die deutschen Juden in Deutschland kann man nicht mehr in Frieden leben als Jude.”

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