Zeitalter des Imperialismus
Imperialismus bedeutet, dass Länder ihre wirtschaftliche und politische Macht erweitern wollen. Entdecke die Gründe für hitzige Debatten und die Rückgabe von Raubkunst. Neugierig? Erfahre mehr im Text!
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Lerntext zum Thema Zeitalter des Imperialismus
Zeitalter des Imperialismus
Verfolgt man aktuelle gesellschaftliche Debatten, tauchen gerade in den letzten Jahren immer wieder Auseinandersetzungen mit einem Teil der europäischen Geschichte auf, der lange weniger beachtet wurde: Es geht um die Rückgabe von Raubkunst, um Entschädigungen, Statuen berühmter Männer werden beschmiert oder umgestürzt, Straßenschilder verhängt. Diese Vorgänge sind Ausdruck einer verstärkt kritischen Auseinandersetzung mit der kolonialen und imperialen Vergangenheit europäischer Staaten. Immer häufiger wird teilweise hitzig darüber diskutiert, wie wir in unserer Gesellschaft mit unserer Vergangenheit als Kolonial- und Imperialmacht umgehen sollten. Was hat diese teilweise recht heftige Auseinandersetzung ausbrechen lassen? Welche Statuen werden da gestürzt und warum müssen Kunstschätze zurückgegeben werden? Diesen und anderen Fragen gehen wir im folgenden Text auf den Grund.
Definitionen von Imperialismus und Kolonialismus
Imperialismus (abgeleitet vom lateinischen Wort imperium, was Herrschaft, Reich bedeutet) bezeichnet das Bestreben eines Lands, seine wirtschaftliche, militärische und politische Macht über die eigenen Landesgrenzen hinaus auszubauen. Dabei ist es das Ziel, sich Einfluss über andere Länder zu verschaffen oder sie sogar zu erobern, sie gegebenenfalls in das eigene Land einzugliedern und zu beherrschen. Der Begriff wird häufig im Zusammenhang mit dem Großmachtstreben vieler europäischer Staaten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verwendet.
Kolonialismus bezeichnet die Inbesitznahme auswärtiger Gebiete und die Unterwerfung und Ausbeutung der dort ansässigen Bevölkerung durch ein Land, die „Kolonialmacht“. Ab dem 16. Jahrhundert begannen europäische Länder damit, immer mehr Gebiete auf anderen Kontinenten zu erobern und zu kolonisieren. Der Kolonialismus ist also ein Teil des Imperialismus, der allerdings auch andere Aspekte einschließt, die über den Kolonialismus hinausgehen.
Frühe Formen des Kolonialismus
Im 15. und 16. Jahrhundert erkundeten Portugiesen und Spanier die Weltmeere und suchten neue Seewege, die Europäisierung der Welt begann. Viele Staaten gelangten so an überseeische Kolonien, die sie zum Beispiel als Handelsstützpunkte, zur Versorgung mit Rohstoffen oder als Ziel zur Auswanderung nutzten. Bereits in dieser kolonialen Phase war die gewaltsame Unterdrückung der indigenen Bevölkerung an der Tagesordnung. Als wichtigste Kolonialmacht tat sich sehr bald Großbritannien hervor. Im 19. Jahrhundert besaß das Königreich weltweit Kolonien. Sie begründeten das britische Empire, zu Deutsch Weltreich. Diese frühe Phase des Kolonialismus ist auch der Grund dafür, wieso sich die englische und die spanische Sprache auf der ganzen Welt ausgebreitet haben.
Der Imperialismus
Die „Zeit des Kolonialismus“ ging in die „Zeit des Imperialismus“ über, als die Kolonialmächte ihre überseeischen Kolonien immer stärker dafür verwendeten, Machtpolitik zu betreiben. Es entstand ein regelrechter Wettlauf um die Aufteilung der Welt, an dem sich alle damaligen europäischen Großmächte, aber auch die USA und Japan beteiligten.
Motive, Gründe und Formen des Imperialismus
Kolonien entstanden oft dadurch, dass Kaufleute, Forscher oder Siedler außerhalb des eigenen Lands tätig waren und sich niederließen. Sie erbaten Schutz von ihrer Regierung. Das Mutterland übernahm dann eine Schutzherrschaft. Daraus entstand in der Folge oft eine Regierung und die militärische Übernahme durch die koloniale Besatzungsmacht.
Die Motive und Gründe für den Imperialismus waren vielfältig, aber bei allen imperialen Mächten sehr ähnlich:
- Eine flächenmäßige Vergrößerung war in Europa nicht mehr möglich, ohne einen Krieg zu führen. Es erfolgte also eine Ausweitung des eigenen Staatsgebiets auf anderen Kontinenten.
- Die Anteile am Weltmarkt waren im 18. Jahrhundert hart umkämpft. Mit den Kolonien verschaffte man sich bessere Handelsrouten und die Versorgung mit billigen Rohstoffen. Insgesamt erwartete man sich eine größere Sicherheit vor wirtschaftlichen Krisen und steigende Gewinne.
- Die Kolonien dienten als Siedlungsraum und sollten so soziale Probleme im Mutterland beseitigen, zum Beispiel die Wohnungsknappheit im Zuge der Industrialisierung.
- Die Expansion sollte den eigenen Machtanspruch und damit die nationalen Wünsche befriedigen. Frankreich beispielsweise versuchte, den Verlust an Ansehen in Europa durch große Besitzungen auf dem afrikanischen Kontinent auszugleichen, Großbritannien wollte die eigene Seeherrschaft absichern.
Formen imperialer Herrschaft
Die Ausübung imperialer Macht und die Kolonisation überseeischer Gebiete war nicht in jedem Fall gleich offensichtlich. Man unterschied zwischen der informellen Herrschaft und der formellen Herrschaft:
- informelle Herrschaft: Der teilweise kolonisierte Staat blieb formal selbstständig. Die einheimischen Herrscher behielten ihre Position, es gab in der Regel keine ausländische Kolonialverwaltung. Die imperialen Mächte sicherten sich allerdings durch militärische Drohungen und damit erzwungene Verträge Rohstoffe, Absatzmärkte und Handelswege. Diese Form der Herrschaft kam vor allem dann zustande, wenn mehrere Kolonialmächte in einer Region Einfluss nahmen. Ein Beispiel dafür ist China, wo unter anderem das Deutsche Kaiserreich und Großbritannien informelle Kolonien betrieben.
- formelle Herrschaft: In diesem Fall wurde die bestehende politische Elite in einem Land entmachtet und durch neue Machthaber aus der kolonialen Besatzungsmacht ersetzt. Alle staatlichen Abläufe wurden von den Kolonialmächten geregelt, zum Beispiel Rechtsprechung, Besteuerung, Polizei- und Militärgewalt sowie das Schulwesen. Vor allem in Afrika ging man so vor.
Hochimperialismus
Der Hochimperialismus beschreibt eine Phase der imperialistischen Politik der europäischen Staaten, die etwa 1880 begann. Neben den bereits etablierten Kolonialmächten wie Großbritannien und Frankreich stiegen nun viele weitere europäische Länder in den Wettstreit um Kolonien ein, um ihre Macht zu sichern und auszubauen. Italien und das Deutsche Kaiserreich nahmen beispielsweise erst spät an Streitigkeiten um koloniale Besitzungen teil. Der afrikanische Kontinent bot dabei den größten Anreiz. Da in der Phase des Hochimperialismus auch der Nationalismus eine immer größere Rolle spielte, ging man die Kolonisierung mithilfe von Zivilisierungsmissionen an. Das heißt, dass die europäischen Großmächte ihre kulturellen und sprachlichen Grundsätze auf die indigene Bevölkerung übertrugen. Gab es Widerstand, wurde dieser mit Gewalt beantwortet.
Sprache als koloniales Vermächtnis
Noch heute können wir auf dem afrikanischen Kontinent die Folge der gewaltsamen Unterdrückung der indigenen Kultur erkennen. Die Kolonialmächte zwangen der ansässigen Bevölkerung oft neue Sprachen auf, in dem sie diese zur Amtssprache erhoben. Das spiegelt sich heute darin wider, dass neben den indigenen Sprachen oft zum Beispiel Französisch, Englisch, aber auch Deutsch oder Niederländisch in Staaten auf dem afrikanischen Kontinent gesprochen wird. Zudem drängte man verbreitete indigene Sprachen zurück, indem man vorschrieb, welche von ihnen gesprochen werden durften.
Der Wettlauf um Afrika
Der Hochimperialismus hatte, wie bereits beschrieben, große Auswirkungen auf den afrikanischen Kontinent. Er äußerte sich in den 1880er-Jahren im sogenannten „Scramble for Africa“, dem Wettlauf um die besten und begehrtesten Kolonien auf dem Kontinent. Nachdem es zahllose Auseinandersetzungen der europäischen Großmächte hinsichtlich der Verteilung der Landstücke gegeben hatte, hielt man 1884/85 in Berlin eine Konferenz ab, die zur Aufteilung des Kontinents führte. Diese Zusammenkunft der europäischen Kolonialmächte unter Ausschluss afrikanischer Teilnehmer wird auch Kongo-Konferenz genannt.
Warum ausgerechnet Kongo?
Die Konferenz wurde zeitgenössisch Kongo-Konferenz genannt, weil sowohl der Fluss als auch das Land Kongo den Ausschlag für das Zusammentreffen der europäischen Großmächte gegeben hatte. Die Region um den Kongo war von Belgien besetzt und zeichnete sich durch großen Reichtum an Bodenschätzen, unter anderem Diamanten, aus. Gleichzeitig war der Kongo für die Schifffahrt innerhalb des Kontinents sehr wichtig. Er sollte zu einer Handelsfreizone ernannt werden, damit alle Kolonialmächte von ihm profitieren konnten. Als Austausch dafür erhielt der belgische König den neu gegründeten Freistaat Kongo zugeschrieben, hielt sich aber aus weiteren kolonialen Streitigkeiten heraus.
In den 1870er-Jahren waren gerade einmal 10 % des Kontinents in europäischer Hand, nach der Berliner Konferenz war Afrika von 40 kolonialbeherrschten Territorialstaaten mit unterschiedlicher Zugehörigkeit überzogen. Die Grenzen wurden dabei willkürlich gezogen, man nahm keine Rücksicht auf Herkunft, Sprache, Konflikte oder Kultur der Völkergruppen, die man nun zusammenfügte und trennte. Schätzungsweise 10 000 Völker oder Familiengruppen verloren ihre Eigenständigkeit.
Auswirkung von Kolonialismus und Imperialismus
Neben der bereits beschriebenen Unterdrückung der eigenen Kultur und Sprache verloren die indigenen Bevölkerungen ihre Eigenständigkeit und ihren Machtanspruch über Gebiete, in denen sie seit sehr langer Zeit ansässig waren. Sie sahen sich dabei mit der Annahme konfrontiert, dass ihre eigene Lebensart der europäischen gegenüber minderwertig war, sie galten als unterentwickelt und nicht zivilisiert. Hierbei spielte der Sozialdarwinismus, der Menschen gleich der Tierwelt in höhere und niedere Rassen einteilte, eine entscheidende Rolle. Durch diesen Rassismus wurden Gewaltexzesse gegenüber den indigenen Völkern gerechtfertigt. Diese hatten im Normalfall kaum Mittel, um sich gegen die Kolonialmächte zur Wehr zu setzen. Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent kam es immer wieder zu Aufständen gegen die koloniale Herrschaft. Diese waren aber selten erfolgreich und führten oft zu grausamen Morden an der indigenen Bevölkerung.
Im Ersten Weltkrieg kämpften auf beiden Seiten der Front koloniale Truppen, besonders Frankreich, aber auch Großbritannien und das Deutsche Kaiserreich machten von ihrer Macht in ihren Kolonien Gebrauch und zwangen die dortige Bevölkerung zum Kampf für die Unterdrücker.
Die USA hatten sich am Wettlauf um Afrika nicht beteiligt, sondern eine andere Politik betrieben. Sie bauten ihr imperiales Reich im eigenen Einflussgebiet auf, wozu Süd- und Lateinamerika, aber auch die Karibik und Inseln im Pazifik gehörten. Heutzutage gehört so zum Beispiel Hawaii immer noch zu den Vereinigten Staaten von Amerika.
Noch heute ergeben sich aus dieser Zeit und dem kolonialen Erbe wiederkehrende Konflikte. Auch wenn es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Welle der Dekolonisation kam und es heute nur noch sehr wenige europäisch regierte Überseegebiete gibt, hat die imperialistische Politik der Großmächte des 19. und 20. Jahrhunderts tiefe Spuren in den ehemals kolonisierten, heute unabhängigen Nationalstaaten hinterlassen. Die von den nationalen Interessen der europäischen Großmächte geleitete Zerteilung des afrikanischen Kontinents führt beispielsweise zu wiederkehrenden Unruhen. Immer wieder spielen dabei die künstlichen Grenzziehungen eine Rolle, da die dort ursprünglich ansässigen Völkergruppen diese oft nicht akzeptieren. Auch der in der Gesellschaft immer noch weitverbreitete Rassismus gegenüber POC (people of color) hat viel mit dem Sozialdarwinismus aus der Zeit der Kolonien zu tun. Als Zeichen dafür wurden im Zuge der großen Black lives matter-Demonstrationen 2020 und 2021 unzählige Statuen von ehemaligen Kolonialherrschern gestürzt, zerstört oder beschmiert. In Belgien kam es zu einer landesweiten Debatte um König Leopold II., der im Kongo extrem grausam vorgegangen war.
Lange Zeit war die imperialistische Vergangenheit Europas, Japans und der USA wenig thematisiert worden. In den letzten Jahren entsteht allerdings ein besseres Bewusstsein darüber, welche Auswirkungen Kolonialismus und Imperialismus bis heute auf unsere heutige Lebensrealität haben. So gibt es nun auch langsam Bewegungen, die zum Ziel haben, Kunstgegenstände und andere Dinge, die die imperialen Mächte aus ihren jeweiligen Kolonien entnommen hatten, an diese zurückzugeben. Auch Schadensersatzzahlungen für Opfer von kolonialer Gewalt werden immer häufiger verhandelt.
Zeitalter des Imperialismus – Zusammenfassung
- Imperialismus beschreibt das Streben von Staaten, ihre Macht weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus auszudehnen. Wichtiger Bestandteil des historischen Imperialismus ist der Kolonialismus, bei dem es um die Unterwerfung und Ausbeutung auswärtiger, häufig überseeischer Gebiete geht.
- Im Zeitalter des Hochimperialismus entstand ein Wettlauf um die Aufteilung der Welt, da die Großmächte mithilfe von möglichst vielen Kolonien ihre Macht ausbauen wollten.
- Neben den machtpolitischen Gedanken spielten auch wirtschaftliche Absicherung und eine Vergrößerung des Siedlungsraums eine Rolle, wenn es um die Inbesitznahme neuer Kolonien ging.
- Die Folgen und Auswirkungen von Kolonialismus und Imperialismus sind heute noch allgegenwärtig: zum Beispiel in Form von gesprochenen Sprachen, gezogenen Grenzen und eingeschränktem gesellschaftlichem Wohlstand in bzw. von ehemalig kolonialbeherrschten Staaten.
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