Sprache und Denken
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Grundlagen zum Thema Sprache und Denken
Wie hängen Sprache und Denken miteinander zusammen? Hat man das eine ohne das andere? Können wir ohne eines der beiden leben? Und wenn ja, wie eingeschränkt sind wir? Kann man besser denken, wenn man besser spricht? Und umgekehrt? Und gibt es Unterschiede darin, wie verschiedene Sprachfamilien die Welt sehen? Fragen über Fragen zum Zusammenhang von Sprache und Denken, denen wir in diesem Video auf den Grund gehen. Viel Spaß beim Dazulernen!
Transkript Sprache und Denken
Hi, ich bin’s, Tim! Denken und Sprache, Sprache denken. Können wir ohne Sprache denken und ohne Denken sprechen? Dazu stelle ich euch ein paar Theorien vor, die entweder besagen, dass beides unabhängig voneinander ist, beides identisch abläuft, oder die sich eine Zwischenstellung suchen. Schauen wir uns das mal an. Schon der gute alte Platon sagte, dass Denken nichts als lautloses Sprechen sei. Denn auch wenn wir sozusagen “leise” nachdenken, “spricht” eine Stimme in unserem Kopf unsere Gedanken. Aber was heißt überhaupt “Nachdenken” bzw. “Denken”? Es grenzt sich ab vom sinnlichen Wahrnehmen und vom Fühlen, es ist ein bewusstes Überlegen. Unsere Sinne kommunizieren uns zwar Informationen, dies ist aber keine Sprache im eigentlichen Sinne, mit bewusst steuerbaren, vom Menschen erschaffenen Symbolen. Heute geht man nicht mehr davon aus, dass Denken identisch mit Sprache ist. Denn dann müsste ich alles so sagen, wie ich es denke. Es kommt jedoch auch vor, dass ich mir einen Satz in Gedanken zusammenschustere, beim Sprechen aber auf einmal ins Stocken komme und Fehler mache. Auch ein Stottern ist gestörte Sprache, was aber nicht heißt, dass Stotterer schlechter denken können. Außerdem gibt es durchaus ein Sprechen, dass ohne Gedanken auskommt - wie zum Beispiel Tratsch, Gerede oder Geschwätz. Sprache und Denken sind also nicht vollkommen identisch. Viele Forscher sprechen aber von einer Funktionssymbiose. Das bedeutet, dass beide sich ständig aufeinander beziehen und abhängig voneinander sind. Je komplexer das Sprachvermögen eines Menschen, desto abstrakter wird generell auch sein Denken sein.
Es gibt jedoch Bereiche, die so abstrakt sind, dass unsere natürliche Sprache, die sich evolutionär entwickelt hat, nicht präzise genug ist. Für Wissenschaften wie die Mathematik oder die Physik hat man daher künstliche, logische Sprachen geschaffen, die eine eigene Symbolik besitzen. Diesen Abstraktionsgrad nennt man auch den übersprachlichen Bereich. Andererseits gibt es auch einen untersprachlichen Bereich. Dieser kommt zum Ausdruck, wenn es darum geht, reflexartig etwas zu begreifen und einzuordnen. Das werden Situationen sein, die so vertraut und unkompliziert für uns sind, dass wir dafür keine Sprache mehr brauchen. Spürt man die Hitze eines nahen Feuers, werden auch andere nicht-sprachbegabte Lebewesen fliehen. Dieses Phänomen nennt man auch praktische Intelligenz. Wie hängen also Sprache und Denken noch zusammen? Man kann der Sprache eine Mittlerfunktion zusprechen. Sie vermittelt nämlich zwischen dem eher immateriellen Denken und der Außenwelt und ist bis jetzt das einzige Medium, um Gedanken anderen zu übertragen. Ob es jemals eine Maschine geben wird, die nur unsere Gehirnströme liest, um so darzustellen, was wir denken oder wollen, ist zweifelhaft. Denn Sprache formt unser Denken und Wollen erst, indem sie Dinge bezeichnet, zusammenfasst, vergleicht und abstrahiert. Sie hat damit die Fähigkeit, unsere Wahrnehmung zu lenken: Wir können nur über Sprache Dinge begreifen und - das Wichtigste - in Verbindung bringen. Schafft Sprache nicht selbst auch unsere Gedanken über die Außenwelt, gibt also nicht nur wieder, sondern schafft unsere Sichtweise der Realität erst? Dazu muss man sich vielleicht erst fragen: Was ist denn überhaupt ein Wort, was ist ein Begriff? Eindeutig ist, dass ein Wort durch andere ersetzbar ist, z.B. bei Definitionen, und ein Wort andere braucht, um eine Bedeutung zu haben. Worte machen nur Sinn, wenn sie von anderen abgegrenzt und miteinander assoziiert sind. Eine Theorie, die sogenannte Sapir-Whorf-Hypothese, spielt auf diese kreative Funktion der Sprache an. Sie sagt, dass Sprache unsere je individuelle Welt erst erschafft. Da wir die uns umgebenden Objekte mit Begriffen überspannen und damit in Verbindung bringen, gibt es erst ein Weltganzes. Die Hypothese sagt nun aber auch, dass Sprecher einer Sprachgemeinschaft wie die chinesische eine größere Chance haben, bei ihrer Sichtweise der Realität auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen als Sprecher verschiedener Sprachen. Denn die Begriffe einer Sprache hängen immer in spezieller Art und Weise zusammen.
Friedrich der Große, ein begeisterter Philosoph, meinte einmal, dass er in keiner anderen Sprache philosophieren könne als in Französisch. Das lag wohl unter anderem daran, dass zur damaligen Zeit im Französischen die Begriffe besser “lagen” und in der damaligen Welt in ihrem Zusammenhang mehr zu erklären wussten. Andererseits unterscheiden sich unsere Begriffe nicht nur etymologisch, also sprachgeschichtlich. Auch unsere Grammatik und wie sie die Begriffe ordnet grenzt sich sich stark von Sprache zu Sprache ab. Ist also das Chinesische mit seiner komplett anderen Grammatik so weit von uns entfernt, dass unsere Weltsichten sich sehr unterscheiden? Je gemeinsamer also unsere Sprache ist, desto besser können wir dem anderen unsere Sicht der Dinge erklären. Eigentlich ganz logisch. Fassen wir also nochmal zusammen: - Denken und Sprechen sind nicht identisch - andersherum sind aber Denken und Sprechen voneinander abhängig, es besteht eine Funktionssymbiose - es gibt Bereiche, für die Sprache nicht präzise oder schnell genug ist. Diese Bereiche nennt man übersprachlich und untersprachlich. - Sprache hat eine Mittlerfunktion. Sie steht zwischen dem Denken und der Realität. Sie beschreibt und erschafft damit unsere je eigene Realität erst und formt unser Denken. - Die Sapir-Whorf-Hypothese sagt, dass jede einzelne unserer Weltsichten stark verschieden ist, dass sich bei zunehmender Sprachverschiedenheit aber die Perspektiven auf die Welt noch weiter entfernen. Soweit so gut. Ich sag tschüs und ciao!
Sprache und Denken Übung
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Fasse die Aussagen zu Sprache und Denken zusammen.
TippsSagst du immer alles so, wie du es denkst? Sind Sprache und Denken also gleichzusetzen?
Denken kann auch als bewusstes Überlegen beschrieben werden.
LösungUnter Denken versteht man eine bewusste Überlegung, weswegen sich Denken vom sinnlichen Wahrnehmen und Fühlen abgrenzt. Zwar kommunizieren auch unsere Sinne Informationen, doch ist dies nicht als eigentliche Sprache zu verstehen. Unter Sprache versteht man also bewusste Äußerungen. Diese werden zwar durch das Denken bedingt, doch kann man Sprache und Denken nicht miteinander gleichsetzen. So kommt man beim Tratschen zum Beispiel auch ganz ohne Denken aus. Studien sprechen dabei von einer Funktionssymbiose, d.h. dass Sprache und Denken zwar nicht identisch sind, sich jedoch ständig aufeinander beziehen und deswegen voneinander abhängen.
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Beschreibe die verschiedenen Theorien zu Sprache und Denken.
TippsSymbiose beschreibt den Zusammenhang oder die Verbindung zweier Dinge.
Die Sapir-Whorf-Hypothese spielt auf die kreative Funktion der Sprache an, da durch Wörter erst die Realität geschaffen wird.
LösungEs gibt verschiedene Theorien über Sprache und Denken, die beide Einheiten entweder unabhängig voneinander betrachten, identisch sehen oder eine Zwischenstellung in Betracht ziehen. Es gibt die Theorie, dass Sprache und Denken als eine Art Symbiose funktionieren, sie sich demnach zwar ständig aufeinander beziehen, aber doch auch unabhängig voneinander funktionieren. Unabhängig vom Denken beschreibt die Mittlerfunktion, dass Sprache lediglich zwischen dem Denken und der Außenwelt vermittelt, während die Sapir-Whorf-Hypothese der Sprache eine größere Bedeutung zugesteht, da diese die Welt durch Begriffe erst erschafft.
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Arbeite heraus, wie man beim Umsetzen von Gedanken in die sprachliche Form vorgehen kann.
TippsNachdem du die richtigen Wörter für deinen Aufsatz gefunden hast, solltest du diese sammeln und anschließend sortieren.
LösungZwar ist das Denken an Sprache gebunden, doch vollzieht sich das Denken nicht immer in grammatischer Form. Vielmehr ist Denken sprunghaft und assoziativ. Deswegen ist die Verschriftlichung von Gedanken auch immer ein Problem und zwingt zum strikten Nacheinander von Handlungsabfolgen. Die drei S, also das Suchen, Sammeln und Sortieren von Begriffen, können dir dabei eine Orientierungshilfe sein, um deine Gedanken, zum Beispiel in Form eines Aufsatzes, zu formulieren.
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Erkläre, welche Rolle Sprache bei Benjamin Lee Whorf spielt.
TippsWhorf setzt in seiner Theorie das Denken mit der Grammatik gleich.
Whorf geht davon aus, dass Sprecher einer Sprachgemeinschaft dieselbe Denkweise teilen.
LösungWhorf stellt in dem Textauszug die These auf, dass das jeweilige linguistische System, d.h. die jeweilige Grammatik, dazu dient, Gedanken in Sprache zu verwandeln. Dieser Umwandlungsprozess verändert sich jedoch auch immer durch die jeweilige Grammatik. Whorf geht daher davon aus, dass die Sprecher, die sich die gleiche Grammatik teilen auch ähnlich denken. Sprecher einer Sprachgemeinschaft haben demnach eine größere Gemeinsamkeit in den Sichtweisen ihrer Realität als Sprecher unterschiedlicher Sprachgemeinschaften.
Quelle des Textauszugs: Einecke, Günther (Hrsg.) (2009): deutsch.kompetent. Zielgerichtet zum Abitur. Stuttgart, S. 84.
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Vervollständige die Merkmale der monistischen und dualistischen Auffassung.
TippsEine der beiden Auffassungen geht davon aus, dass Sprache und Denken wie zwei Seiten einer Medaille sind. Sie gehören zusammen und beschreiben dieselben geistigen Handlungen. Nur welche?
Die dualistische Auffassung wird vor allem von Naturwissenschaftlern vertreten.
LösungIm Textauszug geht es um die Unterscheidung der monistischen Auffassung und der dualistischen Auffassung von Sprache und Denken. Während die monistische Auffassung die philosophische Lehre von einem einheitlichen Grundprinzip des Seins und der Wirklichkeit vertritt, stellt die dualistische Auffassung heraus, dass es einen Unterschied zwischen Denken und Sprache gibt. Dem Denken wird dabei der Vorrang eingeräumt und Sprache als Mittel zum Zweck klassifiziert.
Quelle des Textauszugs: Bialkowski, Brigitte (u.a.) (2002): Facetten. Lese- und Arbeitsbuch Deutsch für die Oberstufe. Leipzig, S. 469 [21.12.2017].
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Untersuche, wie sich der Spracherwerb der Romanfigur Grenouille im Textausschnitt darstellt.
TippsDer Protagonist Grenouille wird oft mit einem Missverhältnis zwischen dem Reichtum der Gerüche und der Armut seiner Sprache konfrontiert. Was könnte das im Umkehrschluss auf sein Sprechverhalten bedeuten?
Abstrakt meint hier Dinge, die man nicht greifen kann, die gegenstandslos und theoretisch sind.
LösungPatrick Süskind stellt in dem Roman „ Das Parfum“ den Spracherwerb des Grenouille dar, der im Gegensatz zu anderen Menschen kaum ein Bedürfnis hat, sich mitzuteilen. Denken und Sprache verlaufen hier völlig unerheblich voneinander, da der Protagonist zwar denkt, dies jedoch nicht durch Sprache zum Ausdruck bringt. Er spricht nur, wenn es absolut notwenig ist. Vielmehr dient ihm persönlich Sprache dazu, Gerüche in Worte zu fassen.
Quelle des Textauszugs: Einecke, Günther (Hrsg.) (2009): deutsch.kompetent. Zielgerichtet zum Abitur. Stuttgart, S. 86f [21.12. 2017].
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Hallo C Oestreich,
vielen Dank für Ihr Feedback, wir werden Fehler zeitnah beheben.
Viel Kraft weiterhin für die schwierige Zeit!
Liebe Grüße aus der Redaktion
Bin sehr gespannt, wie gut meine S. damit klarkommen. Konkrete Beispiele wären hilfreich.
In der Zusammenfassung gibt es einen kleinen Schreibfehler (schell statt schnell).
Die Videos helfen mir jetzt gerade im Distanzunterricht sehr. Vielen Dank.
Wow voll gut erklärt😄 weiter so!
Schön gemacht und gut erklärt, wie alle deine Videos!
Aber das Beispiel, Klatsch und Tratsch hätten nichts mit Denken zutun, ist doch etwas platt und so nicht richtig.