„Der goldne Topf“ – Entstehungsgeschichte (Hoffmann)
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Grundlagen zum Thema „Der goldne Topf“ – Entstehungsgeschichte (Hoffmann)
Wie sah es im Leben E.T.A. Hoffmanns aus, als er „Der goldne Topf“ schrieb? Hat dieses Leben den Inhalt des Textes beeinflusst? Was hat Hoffmann dazu inspiriert, ein Märchen zu verfassen? Wenn du wissen willst, wie und wann der Text entstanden ist, bist du hier richtig. Du bekommst einen Einblick in das Leben des Autors und die Zeit, in der er den Text schrieb. Erinnerst du dich noch, was Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa los war?
Transkript „Der goldne Topf“ – Entstehungsgeschichte (Hoffmann)
Wünschst du dir manchmal auch, einfach nur abzuschalten und dich in eine andere Welt zu versetzen? Vielleicht ging es auch E.T.A. Hoffmann so, als er an ersten Entwürfen zum goldnen Topf gearbeitet hat. Im August 1813 schrieb er in einem Brief:
„In keiner als in dieser düstern verhängnißvollen Zeit, wo man seine Existenz von Tage zu Tage fristet und ihrer froh wird, hat mich das Schreiben so angesprochen – es ist, als schlösse ich mir ein wunderbares Reich auf, das aus mein[em] Innern hervorgehen und sich gestaltend mich dem Drange des Äußern entrückte – Mich beschäftigt die Fortsetzung ungemein, vorzüglich ein Mährchen das beynahe einen Band einnehmen wird“
Hoffmann hat demnach gern geschrieben. Er schreibt sogar, dass es ihm in einer schweren Zeit besonders gut gefällt. Doch wie sah die Zeit eigentlich aus? Welche Existenz, welche Lebensumstände hatte E.T.A. Hoffmann als er am goldenen Topf gearbeitet hat? Was hat ihn beim Schreiben inspiriert?
Zurück zum Anfang des Zitats. Wir sehen uns die verhängnisvolle Zeit einmal genauer an. Von April 1813 bis September 1814 lebte Hoffmann erst in Dresden und dann in Leipzig. Damit befand er sich im Zentrum der entscheidenden Schlachten gegen Napoleon. Hoffmann schreibt davon in seinem Tagebuch: „Was ich so oft im Träume gesehn ist mir erfüllt worden – auf furchtbare Weise – Verstümmelte, zerrissene Menschen!!“
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 zogen die Franzosen im November aus Sachsen ab. Erst danach fing Hoffmann an, seinen Text endgültig niederzuschreiben. Hoffmanns „Existenz“ bestand zu dieser Zeit aus einer Anstellung als Musikdirektor einer in Leipzig und Dresden auftretenden Operntruppe.
Dresden ist auch der Handlungsort im Goldnen Topf. Hoffmann nennt und beschreibt bekannte Orte wie die Elbbrücke oder das Schwarze Tor. Er verankert die Handlung in seinem damaligen Lebensumfeld. Vom Krieg ist darin allerdings nichts zu spüren. Diesen großen Unterschied hat Hoffmann selbst benannt.
Wir erinnern uns an das Ausgangszitat. Beim Schreiben schließt sich Hoffmann „ein wunderbares Reich auf“ Dieses Reich geht: „aus seinem Innern“ hervor und entrückt ihn „dem Drang des Äußern“. Wenn er schreibt, kann sich Hoffmann ganz auf die Welt innerhalb des Textes konzentrieren.
Diese Welt hat nicht nur Bezüge zum direkten Lebensumfeld Hoffmanns, sondern auch viele phantastische und mythische Elemente.Der Held seines Textes scheint sich selbst zwischen der realen und einer sich daraus entfaltenden übernatürlichen Welt hin- und herzubewegen.
Wenn die Schilderung der Orte dem direkten Umfeld des Autors entspringt, was inspirierte Hoffmann zur Darstellung der mystischen und übernatürlichen Begebenheiten des Textes?
Der Untertitel „Ein Märchen aus der neuen Zeit“ zeigt, wie Hoffmann den goldenen Topf selbst eingeordnet. Die Form des Kunstmärchens erfuhr in der Frühromantik eine entscheidende Aufwertung. Novalis, ein bekannter Dichter der Romantik, beschrieb seine Theorie: “Das Märchen ist gleichsam der Kanon der Poesie - alles Poetische muss märchenhaft sein. Der Dichter betet den Zufall an.“
Beide, sowohl das Märchen als auch die romantische Poesie verbindet die Ausrichtung auf das Fantastische und imaginäre Welten. Die Aufhebung der alltäglichen rationalen Logik, Zeitverschiebungen, die Aufhebung von Figurenidentitäten, Mensch-Tier-Kreuzungendie Sprachfähigkeit der nichtmenschlichen Natur sind grundlegend.
All diese Elemente finden sich auch in Hoffmanns goldnem Topf. Der Grundgedanke, die greifbare Realität zu Gunsten einer höheren Erlebniswelt aufzuheben, findet sich in allen Märchendichtungen der Romantik.
Hoffmann ist dabei derjenige, dem der Übergang von einer in die andere Welt in seinen Texten besonders gut gelingt. Was Hoffmann auch von anderen Dichtern der Romantik unterscheidet, ist der ironisierende Ton seine Erzählungen. Auch dieser tritt besonders an Stellen auf, an denen das Fantastische sich entfalten soll.
Eine besondere Inspirationsquelle waren für Hoffmann die Bilder des französischen Zeichners Jauqes Callot. „Der goldene Topf“ wurde 1814 als dritter Band einer Sammlung mit dem Titel „Fantasiestücke in Callots Manier“ veröffentlicht. In einer Vorbemerkung fasst er dessen Inspiration für seine Dichtung selbst zusammen.
Zusammenfassung
Schon in unserem ersten Zitat war zu sehen, wie begeistert Hoffmann bei der Arbeit war. Wir lassen ihn zum Abschluss noch einmal selbst zu Wort kommen. Noch während der Arbeit am Goldnen Topf schrieb Hoffmann im September 1813 seinem Verleger.
“Gott lasse mich nur das Märchen enden, wie es angefangen - ich habe nichts Besseres gemacht, das andere ist tot und starr dagegen, und ich meine, dass das Sichheraufschreiben zu etwas Ordentlichem vielleicht bei mir eintreffen könnte!“
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