„Die Blechtrommel“ – Personenkonstellation (Grass)
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Grundlagen zum Thema „Die Blechtrommel“ – Personenkonstellation (Grass)
Die Figur Oskar Matzerath schreibt in dem Roman "Die Blechtrommel" rückblickend das Leben seiner Familie nieder. Für den Mann, der stets aussah wie ein Dreijähriger, ist die Familie der wichtigste Bezugpunkt gewesen. In diesem Video werden wir uns ansehen, wie sich die Familie um Oskar gruppiert und wie er zu ihnen in Beziehung steht. Viel Spaß beim Ansehen und viel Erfolg beim Lernen!
Transkript „Die Blechtrommel“ – Personenkonstellation (Grass)
Günter Grass: Die Blechtrommel - Personenkonstellation
“Die Blechtrommel” erzählt Oskar Matzeraths Lebensgeschichte. Er ist zugleich Hauptfigur als auch Erzähler des Romans. 1954 sitzt der dann fast 30-Jährige Oskar in einer Nervenheilanstalt, von wo aus er seine Geschichte erzählt. Bei seiner Beschreibung muss zwischen dem dreijährigen und dem erwachsenen Oskar unterschieden werden: Oskar Matzerath kommt 1924 in Danzig zur Welt. Mit drei Jahren beschließt er, nicht mehr zu wachsen. Er hat kobaltblaue Augen und ist ca. 91cm groß. Oskar kommuniziert fast nur über seine Trommel. Geistig jedoch ist er vollends entwickelt und kann somit aus der Sicht eines Erwachsenen berichten, was um ihn herum geschieht. Während alle anderen in Oskar meist nur den kleinen Jungen sehen, kann Oskar das kindische Verhalten der Erwachsenen gefahrlos beobachten und kommentieren. Außerdem besitzt er die Fähigkeit, Glas zu zerschreien, die er gezielt einsetzt, um seinen Willen durchzusetzen. Oskar wirkt in dieser Phase selbstbewusst und berechnend. Er verweigert sich der Erwachsenenwelt und fühlt sich dieser überlegen.
Erst nach dem Tod seines Vaters beschließt Oskar, wieder zu wachsen. Seine Körpergröße beträgt dann 121cm. Die Fähigkeit, Glas zu zerschreien, verliert er. Oskar bricht außerdem sein Schweigen und redet von nun an ganz normal in der Öffentlichkeit. Die stärkste Bindung hat Oskar zu seiner Familie, deren Geschichte er ausführlich erzählt. Seine Mutter Agnes beschreibt er als Person mit Witz und Schlagfertigkeit. Sie heiratet den Koch und Soldaten Alfred Matzerath, Oskars Vater. Alfred ist ein einfach gestrickter, unsensibler Mann, der mit den Nationalsozialisten sympathisiert. Die beiden eröffnen gemeinsam einen kleinen Laden. Zu seinem dritten Geburtstag schenkt die Mutter Oskar die geliebte Blechtrommel. Oskars Trommelspiel, seine Wachstumsstörung und die Fähigkeit, Glas zu zerschreien machen den Eltern Sorge. Sie haben Schwierigkeiten, mit dem Sonderling Oskar umzugehen. Das Verhältnis Oskars zu seinen Eltern ist daher unterkühlt und später auch durch Resignation geprägt.
In Oskars Lebensgeschichte finden sich außerdem einige komplizierte Dreiecksbeziehungen:
So findet Oskar heraus, dass seine Mutter Agnes eine Affäre mit Jan Bronski hat. Er vermutet sogar, dessen Sohn zu sein. Als Oskars Mutter an einer Fischvergiftung sirbt, wird klar, dass sie schwanger war - vermutlich von Jan Bronski. Oskar trägt Mitschuld am Tod Jan Bronskis, indem er ihn vor den Nationalsozialisten verrät. Oskar nimmt dies gefühlskalt ohne den geringsten Selbstvorwurf hin.
Eine weitere Dreiecksbeziehung entsteht, als sich Oskar in das Dienstmädchen Maria Truczinski verliebt. Die beiden haben einige erotische Abenteuer und schlafen schließlich miteinander, allerdings hat Maria zur gleichen Zeit auch eine Affäre mit Alfred Matzerath. Maria und Alfred heiraten schließlich, bald darauf kommt ihr gemeinsamer Sohn Kurt zur Welt. Oskar ist sich jedoch sicher, dass er der eigentliche Vater ist. Ähnlich wie bei Jan Bronski verrät Oskar auch seinen Vater indirekt an die Nationalsozialisten und trägt so Mitschuld an dessen Tod. Maria, Kurt und er ziehen anschließend nach Düsseldorf - einen Heiratsantrag lehnt sie aber ab.
Oskar ist deprimiert, schafft es aber eine Arbeit zu finden und als Musiker erfolgreich zu werden. Oskar führt seinen Lebensstil, der schon zuvor von zahlreichen, in erster Linie sexuell ausgerichten Liebschaften, geprägt war, fort. Die Frauen, die neben Maria in seinem Leben eine Rolle spielen, sind unter anderem die ebenfalls kleinwüchsige Roswitha und Dorothea, deren Mordes Oskar am Ende des Romans verdächtigt wird.
Am Ende des Romans ist Oskar zusehends vereinsamt: Seine kindlichen Streiche bereiten ihm kein Vergnügen mehr, er hat seine Familie und Maria verloren und Angst vor der Welt außerhalb der Klinik. Es gibt dort nichts mehr für Oskar Matzerath.
„Die Blechtrommel“ – Personenkonstellation (Grass) Übung
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Bestimme die Namen der Personen, die im Roman eine bedeutendere Rolle spielen.
TippsZu den gesuchten Namen gehören vor allem Mitglieder der Familie Matzerath und die Beziehungen von Oskar.
LösungNeben der Hauptfigur Oskar Matzerath mit seiner Trommel gibt es einige Personen, die sehr häufig auftreten und eine wichtige Rolle in der Beziehung zu Oskar spielen. Dazu gehören:
- seine Familie und deren Beziehungen: Mutter Agnes, Vater Alfred; später seine Geliebte und zweite Ehefrau seines Vaters, das Dienstmädchen Maria; der Sohn Marias, dessen Vaterschaft Oskar beansprucht, mit Namen Kurt; und die Affäre der Mutter, Jan Bronski.
- die namentlich genannten weiblichen Beziehungen des Romans, an erster Stelle Roswitha, die Oskar beim Frontzirkus kennenlernt; und Dorothea, die ihn abweist und derentwegen Oskar des Mordes beschuldigt wird.
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Beschreibe die Hauptfigur Oskar Matzerath.
TippsOskar macht nach dem Tod seines Vaters eine starke Veränderung durch: Er wird plötzlich erwachsen. Er verliert seine kindliche Narrenfreiheit.
LösungOskar, der Protagonist der „Blechtrommel“, hat ein außergewöhnliches Leben. Er wächst zu schrecklichen Zeiten auf, erlebt den Krieg mit und die anschließende Vertreibung. Schon bei seiner Geburt ist er geistig vollkommen ausgebildet. Als er drei wird, bekommt er eine Blechtrommel geschenkt und kommuniziert von dort an nur noch mit diesem Instrument. Außerdem beschließt er, nicht mehr zu wachsen und bleibt bei seinen 91 cm stehen. Dafür gewinnt er die Fähigkeit, so laut zu schreien, dass das Glas um ihn herum zerbricht.
Der blauäugige und schelmische Erwachsene im Jungen-Körper beobachtet damit die Erwachsenenwelt aus einer sehr sonderbaren und einmaligen Perspektive. Da er von allen unterschätzt wird, fühlt er sich der Welt überlegen. Doch diese Überlegenheit hält nicht lange vor: Bei der Beerdigung seines Vaters beschließt er, wieder zu wachsen. Er beerdigt seine Trommel, fängt an zu sprechen, wächst auf 121 cm heran und verliert seine Fähigkeit, Glas zu zerschreien.
In Düsseldorf sieht man seiner zunehmenden Vereinsamung zu: Am Ende versteckt er sich in einer Psychatrie und bangt um seine Entlassung: Die Welt draußen ist ihm zu bedrohlich.
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Untersuche die Beziehung zwischen Oskar und dem Erzähler in folgendem Ausschnitt.
TippsDie Aufsplittung in einen auktorialen Ich-Erzähler in der erzählten Gegenwart und einen personalen Er-Erzähler in der erzählten Vergangenheit ist ein typisches Merkmal von autobiografischen Romanen. Sie macht die Entwicklungen deutlich zwischen einem erinnerten und einem erinnernden Ich.
LösungDie Erzählperpektive in der „Blechtrommel“ macht den besonderen Charme des Buches aus. Denn der Erzähler ist Oskar selbst, der am Ende des Buches in der Anstalt seine Geschichte aufzeichnet. Dabei trennt er seine Persönlichkeiten auf: Spricht er über sich zum Zeitpunkt des Aufenthalts in der Anstalt, verwendet er die Ich-Form. Erzählt er über sich selbst in der Vergangenheit, spricht er in der Er-Form. Dadurch schafft er es, zwei unterschiedliche Oskars entstehen zu lassen, was auch seine starken Veränderungen während der Geschichte widerspiegelt.
Durch die Verwendung der dritten Person schafft es Oskar gleichzeitig, seiner Geschichte für uns Glaubwürdigkeit zu verleihen. Denn die dritte Person steht für Objektivität und Distanz. Oskar versucht also, über sich selbst reflektierend mit Distanz zu berichten. Er kann jedoch, da er nur sich selbst als Oskar erfahren hat, auch nur aus seiner Oskar-Perspektive berichten, die immer subjektiv bleiben muss.
Dazu kommt die Dialoghaftigkeit des Buches: Da sich der Erzähler-Oskar immer wieder direkt an den Leser wendet und um Bewertung der Ereignisse bittet, bindet Oskar seine imaginären Zuhörer ein, von denen er annimmt, dass sie die Geschichte interessiert. Welche Perspektive Oskar sicherlich nicht einnimmt, ist die von Günter Grass. Der Erzähler eines Buches entspricht nicht gleich dem Autor. Das, was Oskar sagt, muss nicht die Meinung von Grass widerspiegeln.
Quelle: Günter Grass (1959): Die Blechtrommel.
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Untersuche die beiden Dreiecksbeziehungen im Roman auf Parallelen und ziehe Rückschlüsse auf Oskars Charakter.
TippsWährend Oskar beim Tod des Vaters Schuldgefühle hat, ist das bei Jan Bronski keineswegs der Fall.
LösungDer junge Oskar steckt während der Geschichte in zwei schwierigen Dreiecksbeziehungen, in denen jeweils ein Elternteil eingebunden ist:
- Das erste Dreieck ergibt sich aus der Mutter Agnes, dem alten Freund Jan Bronski und Oskar. Als Oskar von der Affäre erfährt, mutmaßt er, ob er selbst vielleicht von Jan abstammt. Damit könnte er seinen ungeliebten Vater Alfred verleugnen. Als er Jan einmal um Hilfe bitten will, verrät er ihn vor den Nazis und bringt ihn dadurch um. Schuldgefühle und Gewissensbisse hat er jedoch nicht.
- Die zweite Dreiecksbeziehung besteht aus dem Vater Alfred, dem Dienstmädchen Maria und Oskar. Da Oskar zuerst eine erotische Beziehung zu Maria aufgebaut hatte, reagiert er erbost, als er seinen Vater beim Sex mit ihr ertappt. Der Vater versteht die Eifersuchtsgefühle seines kleinen Sohnes natürlicherweise nicht. Als dann Kurt geboren wird, mutmaßt Oskar wiederum, dass er selbst der Vater sei. Auch diese Beziehung endet durch den Tod des beteiligten Elternteils; auch hier durch Verrat Oskars, der dieses Mal aber starke Schuldgefühle hat.
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Charakterisiere die Eltern Oskars und deren Beziehung zum ungewöhnlichen Sohn.
TippsErinnerst du dich daran, welches Abzeichen der Vater aus Versehen verschluckt, als die russische Armee bei der Familie vor der Tür steht?
LösungOskars Beziehung zu seiner Familie spielt eine große Rolle in der Geschichte. Während er seine Mutter als sympathisch, witzig und schlagfertig beschreibt, kann er mit seinem Vater gar nichts anfangen. Vielleicht will er auch deswegen, dass Jan Bronski, mit dem die Mutter eine Affäre hat, sein Vater ist. Denn sein eigener Vater wird als unsensibel, einfach und schwerfällig beschrieben. Als Koch und ehemaliger Soldat sympathisiert er mit der NSDAP, was ihm später zum Verhängnis wird. Durch die seltsame Entwicklung bzw. das Zurückbleiben des Sohnes ab dem dritten Jahr, seine komischen Fähigkeiten wie das Glas-Zerschreien und das ständige Trommeln, verschlechtern die Beziehungen zusehends.
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Bestimme einige interessante Fakten über die Figur Oskar Matzeraths.
TippsGrass' Kunst war es, nicht direkt zu kritisieren, sondern die Schuld und den Hergang der Schuld anhand der Beobachtungen und Handlungen Oskar Matzeraths zu demonstrieren.
LösungGünter Grass äußert seine Kritik in dem Roman nicht offen und explizit. Vielmehr klang die Kritik nur an durch Parallelen zwischen historischen Ereignissen und Episoden, Bildern, Zeichen, Symbolen, Handlungen, Daten und Namen im Roman:
- Einige solcher Parallelen zu Nazideutschland lassen sich in den Daten der Geschichte ablesen. Oskar gesteht beispielsweise 1939, am Tag des Kriegsbeginns, seine Schuld an den Toden seiner Eltern ein. 1945 dann beginnt er wieder zu wachsen, in dem Monat, in dem Deutschland kapituliert.
- Andere Zeichen subtilerer Art sind beispielsweise das Trommeln: Eine Trommel ist ein militärisches Instrument, denn es hilft bei der Bestimmung von der Marschgeschwindigkeit und beim Synchronisieren der Schritte. Das ständige Trommeln von Oskar kann daher für die beständige Militarisierung und Angriffshaltung vor und während des Zweiten Weltkriegs gelten.
- Eine weitere Parallele liegt darin, dass Grass mit Oskar ein Mitglied des Kleinbürgertums porträtierte, der auch Grass selbst entstammte. Nur mit der breiten Unterstützung dieser unteren Mittelschicht hatte es Hitler geschafft, seine Macht zu etablieren und zu festigen. Gerade in dieser Gruppe war die Verdrängung groß: Die Verantwortung für Krieg und Gräueltaten wurde an die Oberen, an die Befehls- und Machthaber, abgewälzt. Diesem Verständnis widersprach Grass mit seinem Roman.
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