Gedichtformen
Auch in der Lyrik gibt es verschiedene Formen von Gedichten, die gemeinsame Merkmale haben, die sich aber auch maßgeblich voneinander unterscheiden. Die wichtigsten Gedichtformen sind die Ballade, das Sonett, die Moritat und die konkrete Poesie.
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Was ist ein Gedicht?
Weißt du, woher das Wort Lyrik kommt? Es leitet sich von der Lyra ab, einem antiken Saiteninstrument und meint ganz ursprünglich den von der Lyra begleiteten Gesang. Heutzutage ist die Lyrik als eine der drei großen literarischen Gattungen bekannt. Diesem Begriff kann man verschiedene Gedichtformen zuordnen, wie beispielsweise die Ballade, das Sonett, die Moritat oder die Konkrete Poesie. Wie arbeite ich nun mit einem Gedicht? Was fast alle Gedichte gemeinsam haben, ist, dass sie in Versen geschrieben sind und in Strophen eingeteilt werden können. Sie besitzen oft ein Reimschema, ein Metrum und viele rhetorische Mittel, die dir bei der Gedichtinterpretation Schritt für Schritt helfen.
Die Ballade
Die Ballade war ursprünglich ein Tanzlied, heute ist sie eine Erzählung in Liedform. Goethe bezeichnete sie auch als „Urform der Dichtung“, da in ihr dramatische, epische und lyrische Elemente vereinigt sind. Im so genannten Balladenjahr, dem Jahr 1797, entstanden innerhalb weniger Monate viele der bekanntesten Balladen Goethes und Schillers. Zu den wichtigsten Themen in der Ballade gehören die Liebe, die Treue, der Verrat oder die Macht. Meist wird ein bestimmtes Ereignis geschildert, welches für die Beteiligten wichtig ist. Formal sind sie - genau wie Gedichte - in Strophen und Versen geschrieben, wobei sie häufig einen Refrain besitzen. Außerdem werden zahlreiche Stilmittel verwendet, um das Geschehen dramatischer zu gestalten. Es gibt verschiedene Unterarten der Ballade: die Kunstballade, die Volksballade und das Heldenlied. Das Heldenlied entstand im 5. Jahrhundert, Volksballaden ab dem 12. Jahrhundert und Kunstballaden ab dem 18. Jahrhundert. Eine der bekanntesten Kunstballaden ist Theodor Fontanes „John Maynard“. „Wer ist John Maynard?“ fragst du? Er ist der Steuermann in Fontanes Ballade, der sein Leben opfert und die Passagiere und die Besatzung rettet, als auf seinem Schiff ein Feuer ausbricht.
Das Sonett
Das Sonett ist eine streng reglementierte Gedichtform, die aus 14 Versen besteht. Am häufigsten kommen sie in Form von zwei vierzeiligen Strophen (Quartette) gefolgt von zwei dreizeiligen Strophen (Terzette) vor. Das Metrum in Sonetten ist häufig der Alexandriner, ein sechs-hebiger Jambus, bei dem nach der dritten Hebung eine Pause vorliegt, die als Zäsur bezeichnet wird. Besonders in der Epoche des Barock, die von 1600 bis etwa 1770 andauert, ist das Sonett eine beliebte Gedichtform. Den Unruhen und dem Chaos des 30-jährigen Krieges wird im Barock die strenge Form des Sonetts entgegengesetzt. Thematische, aber auch stilistische Gegensätze sind eine besondere Charakteristik des Sonetts. Mithilfe von Antithesen werden Gegensätze wie Tod und Leben, Freude und Trauer, Vergänglichkeit und Ewigkeit thematisiert. Zu den bekanntesten Vertretern gehören Andreas Gryphius, Martin Opitz und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.
Die Moritat
Eine der berühmtesten Moritaten ist „Die Moritat von Mackie Messer“ aus dem Theaterstück „Die Dreigroschenoper“ aus dem Jahr 1928. Geschrieben wurde sie von Bertolt Brecht, vertont von Kurz Weill, wodurch sie zum berühmtesten und am meisten gecoverte Stück der Dreigroschenoper wurde.
Und der Haifisch, der hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht
Und Macheath, der hat ein Messer
Doch das Messer sieht man nicht [...]
Klingt gruselig, oder? Tatsächlich ist es so, dass bei der Moritat wahre Mordtaten thematisiert werden. Die Sprache ist einfach gehalten und durch formelhafte wiederkehrende Wendungen geprägt. Außerdem wird das Publikum häufig direkt angesprochen. Die Moritat stammt vom mittelalterlichen Bänkelsang ab, bei dem sich ein Sänger auf Märkten oder öffentlichen Plätzen auf eine Holzbank stellt, um spannungsvoll von wahren Begebenheiten zu erzählen. Heutzutage gibt es Moritaten kaum noch, doch bis in die 1930er Jahre war sie eine weit verbreitete Gedichtform.
Die konkrete Poesie
Die konkrete Poesie gibt es seit den 1950er Jahren. Unter diese Gedichtform fallen Gedichte, die stärker als andere Gedichte die akustische oder visuelle Ebene beachten. Meist wählt der Autor eine ganz bestimmte Klanggestalt der Wörter oder ein spezielles Layout, weshalb man sie auch als visuelle Poesie bezeichnet. Die Buchstaben dienen somit viel stärker als Gestaltungsmittel und nicht mehr nur als Mittel zur Beschreibung eines Sachverhalts oder einer Stimmung. Zu den wichtigsten Vertretern der konkreten Poesie gehören Eugen Gomringer, Helmut Heißenbüttel und Ernst Jandl. Jandl wurde vor allem durch seine Lautgedichte „schtzngrmm“ und „falamaleikum“ sowie sein Gedicht „ottos mops“ bekannt.
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