Traumnovelle (Schnitzler)
Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern und Verschiebungen von Traum und Wirklichkeit: Das sind die Themen in Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“, die bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren.
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Entstehungsgeschichte
Nur wenige Dinge sind so verwirrend wie Träume. Vielleicht hast du dich nach einem besonders merkwürdigen Traum schon einmal gefragt, wie du das träumen konntest. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Sigmund Freud die Traumdeutung, in der Träume als verdrängte Wünsche interpretiert werden. Zahlreiche Autoren waren davon begeistert und entwickelten diese Themen in ihren Werken weiter. Zu ihnen gehörte auch der österreichische Schriftsteller Arthur Schnitzler (1862 - 1931), bei dem Träume und die Macht des Unbewussten Grundmotive seiner literarischen Werken wurden. Zunächst erscheint die „Traumnovelle“ 1925 in einer Berliner Modezeitschrift, bevor sie ein Jahr später in Buchform veröffentlicht wird. Sie ist das Ergebnis seines Nachdenkens über Träume.
Inhaltsangabe
Im Zentrum der Handlung steht das Wiener Ehepaar Fridolin und Albertine, die eine scheinbar intakte Ehe führen. Zunächst erzählen sich Fridolin und Albertine von ihren geheimen erotischen Sehnsüchten nach anderen Menschen, die sie während eines gemeinsamen Dänemarkurlaubs hatten. Fridolin ist eifersüchtig und beide streiten sich. Während Albertine zu Hause bleibt, wird Fridolin zu einem Patienten gerufen und erlebt in der Nacht zahlreiche erotische Momente. Zunächst gesteht ihm die Tochter des Patienten ihre Liebe. Dann besucht er eine Dirne. Schließlich trifft er Nachtigall, einen alten Bekannten, der auf einem Maskenball Klavier spielen soll. In einer Verkleidung geht Fridolin auch zu dem Maskenball, wo ihn eine Frauenstimme mehrmals rät, den Ort schnellstmöglich zu verlassen. Fridolin verlässt den Maskenball jedoch nicht und wird enttarnt. Die Frauenstimme opfert sich daraufhin für ihn.
Er wird gewaltsam vom Maskenball entfernt und kehrt nach Hause zurück, wo ihn Albertine von einem erotischen Traum erzählt. In ihm verlässt sie Fridolin für einen jungen Mann, der einem Dänen ähnelt. Fridolin hingegen soll in ihrem Traum gekreuzigt werden. Dadurch verstärkt sich Fridolins Eifersucht und Wut, weshalb er wieder die Wohnung verlässt. Als er den Ort des Maskenballs aufsucht, wird er bedroht. Schließlich erfährt er von einer vergifteten Baronin, die er für die Unbekannte in der letzten Nacht hält. Nach diesen Erlebnissen kehrt er zu Albertine zurück und erzählt ihr von den nächtlichen Erlebnissen. Albertine verzeiht ihm und beide führen wieder ein harmonisches Eheleben.
Personenkonstellation
Fridolin und Albertine sind ein typisches bürgerliches Ehepaar. Während Fridolin als Arzt tätig ist, ist Albertine Hausfrau und Mutter. Beide lieben sich, aber durch das Gespräch über ihre geheimen, erotischen Sehnsüchte entfernen sie sich voneinander.
Albertine sehnt sich nach Freiheit von Routine und Regelmäßigkeit. Sie erzählt dies Fridolin ehrlich. Im Traum lebt sie die ungebundene und freie Lebensart aus, auf die sie in der Realität verzichten muss. Fridolin ist pflichtbewusst und fachlich kompetent. Er teilt das patriarchalische Rollenverständnis der Zeit, in dem der Mann mehr Rechte als die Frau hat. Mit Albertines erotischen Wünschen und Sehnsüchten kann er nur schwer umgehen, obwohl sie mit seinen eigenen vergleichbar sind. Stattdessen will er sich an ihr rächen. Die schöne Unbekannte steht daher für sein Gewissen, welches ihn beschützen möchte. Er ist nämlich ein verletzlicher und sensibler Mensch, der durch das Opfer der Frauenstimme ehrlicher zu Albertine wird.
Rezeptionsgeschichte
Schnitzler gilt als Skandalautor seiner Zeit, der durch seine Stücke Verbote und Tumulte auslöste (z. B. das Stück „Reigen“, mit dem er die verlogene Moral der Zeit kritisierte). Auch die „Traumnovelle“ ist eine Grenzüberschreitung, da er die partnerschaftliche Beziehung der Zeit sowie die Ungleichheit der beiden Geschlechter kritisiert. Er zeigt, wie wichtig eine gleichberechtigte Partnerschaft ist.
Die „Traumnovelle“ wird subjektiv aus der Sicht Fridolins erzählt, meist in Form von inneren Monologen und erlebter Rede. Traum und Wirklichkeit sind zwei Realitätsebenen, die sich abwechseln und durchdringen. Während Albertines Träume ihre verdrängten Wünsche repräsentieren, erlebt Fridolin erotische Abenteuer. Das gegenseitige Erzählen davon befreit die beiden von ihren Wünschen und stärkt ihre Ehe. Schnitzler hinterfragt in seinem Werk die familiären Werte zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dabei zeigt er Gefahren für die Ehe wie unterdrückte Wünsche, geheime Fantasien, akademische und gesellschaftliche Zwänge und die alltägliche Routine auf.
Nach dem Tod Schnitzlers gerät das Werk in Vergessenheit - unter anderem auch, weil es von den Nazis geächtet wird. In den 160er Jahren steigert sich jedoch das Interesse an seiner Novelle, als Frauen offen nach mehr Gleichberechtigung fordern. Auch heute ist es aufgrund seiner aktuellen Thematik noch immer relevant.
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