Prinz Friedrich von Homburg (Kleist)
Kleists Drama „Prinz Friedrich von Homburg“ behandelt den Konflikt zwischen den Wünschen des Individuum und den Gesetzen des Staates.
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Entstehungsgeschichte
Verfolge ich meinen eigenen Willen oder befolge ich die Gesetze, auch wenn sie meinen Wünschen entgegenstehen? Dieses Dilemma ist vielleicht so alt wie die Menschheit selbst und auch in der Literatur wird es immer wieder aufgegriffen. So auch in Heinrich von Kleists Drama „Prinz Friedrich von Homburg“.
Bei der Gestaltung seiner Hauptfigur Prinz Friedrich von Homburg orientiert sich Kleist an zwei realen Vorbildern: dem Prinz von Hessen Homburg und Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Beides waren preußische Generäle, die sich über die Befehle ihrer Vorgesetzten hinwegsetzten, aber damit Erfolg hatten. Eine ähnliche Befehlsverweigerung ist auch das vordergründige Thema in Kleists Drama. Das Stück entstand in den Jahren 1809/1810, wurde jedoch erst 1821 - 10 Jahre nach Kleists Tod - das erste Mal aufgeführt.
Inhaltsangabe
Zu Beginn des Stückes verpasst Prinz Friedrich von Homburg bei einer militärischen Besprechung einen wichtigen Befehl des Kurfürsten, weil er von seiner Liebe Nathalie, der Ziehtochter des Kurfürsten, abgelenkt ist. In der Schlacht greift er daher zu früh an, obwohl ihn seine Vertrauten, Kottwitz und Heinrich von Hohenzollern, davon abbringen wollen. Der Angriff ist zwar erfolgreich, aber der Kurfürst will ihn wegen Befehlsverweigerung dennoch vor das Kriegsgericht stellen. Friedrich ist sich lange Zeit keiner Schuld bewusst und glaubt auch nach der Verurteilung an seine Begnadigung. Doch mehr und mehr zweifelt er und hat Angst vor dem Tod. Währenddessen setzten sich Nathalie und seine Vertrauten für ihn ein. Friedrich erhält daraufhin einen Brief des Kurfürsten. Ihm wird versprochen, dass er freigelassen wird, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt. Friedrich hat mittlerweile jedoch erkannt, dass er damals falsch gehandelt hat und akzeptiert seine Hinrichtung. Durch das Schuldeingeständnis vergibt ihm der Kurfürst schließlich.
Personenkonstellation
Die Hauptfigur des Stückes ist Prinz Friedrich von Homburg, der politische und persönliche Ziele verfolgt. Politisch möchte er mehr Einfluss und Anerkennung erlangen, persönlich, Nathalie heiraten. Daher steht er zwischen Familie und den Offizieren und ist innerlich zerrissen, denn er kann sich nicht auf einen Bereich konzentrieren. Stattdessen handelt er in beiden Bereichen voreilig. Zudem ist er sehr selbstsicher. Erst in der Todesangst gelingt es ihm, seine Fehler zu erkennen. Er lernt seine Wünsche dem Wohl des Vaterlandes unterzuordnen und wird somit zu einem nützlichen Bürger für den Staat.
In einem ähnlichen Zwiespalt steht der Kurfürst Friedrich Wilhelm. Einerseits ist er an die Rechtsordnung gebunden, weshalb persönliche Beziehungen vor Gericht keine Bedeutung haben dürfen. Zugleich besitzt er eine absolutistische Entscheidungsgewalt und kann sich theoretisch über Gesetze hinwegsetzen. Das gesamte Stück verteidigt er die Rechtsordnung und besteht auf eine Bestrafung Friedrichs. Ganz am Ende setzt er sie jedoch außer Kraft und erscheint ironischerweise erst dann menschlich. Daran wird insgesamt deutlich, dass eine aufgeklärte Staatsführung nicht mit Emotionen und Menschlichkeit vereinbar ist.
Nathalie vermittelt zwischen den beiden Figuren. Sie vertritt die Einstellung, dass Prinzipien nicht zu stark befolgt werden dürfen und dadurch Kriegsgesetze und persönliche Bindungen nebeneinander bestehen können. Auch die Offiziere Friedrichs, Obrist Kottwitz und Heinrich von Hohenzollern, stehen zwischen den beiden. Kottwitz ist ein altgedienter Soldat, der vorbildlich Befehle ausführt. Er reagiert schockiert, als er von der Reaktion des Kurfürsten erfährt, da er ein anderes Soldatenideal vertritt.
Interpretations- und Rezeptionsgeschichte
Anhand der Befehlsverweigerung Friedrichs wird im Stück das Verhältnis zwischen Individuum und Staat thematisiert. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern die Bürger eines Staates ihren freien Willen durchsetzen können oder sich an gemeinsame Gesetze halten müssen. Kleists letztes Drama greift noch einmal die zentralen Themen und Motive seines Gesamtwerks auf, wie etwa die Frage nach individueller Schuld und den Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft.
Formell entspricht „Prinz Friedrich von Homburg“ dem typischen fünfaktigen Schema des Dramas. Dabei sind zwei Konfliktbereiche verbunden: der juristische/politische und der persönliche Bereich. Im Stück wird ständig verhandelt, inwiefern beide Bereiche sich vermischen oder zu trennen sind. Der Aufbau des Stückes ist symmetrisch, es gibt zahlreiche Parallelen zwischen Anfangs-, und Schlussszene, wobei auch die Stimmung identisch ist.
Leitmotive des Dramas sind die Begriffe Traum, Gefühl, Herz, Sonne und Gold, die eine emotionale Wirkung haben und für den erträumten Glanz und Ruhm stehen. Dagegen symbolisiert der Staub die Nichtigkeit, Zerstörung und Vernichtung. Das Drama wurde sehr kontrovers aufgefasst, vor allem von den Herrschenden, da Befehlsverweigerung und ein unheldenhafter Befehlshaber nicht dem Ideal des Militärs entsprachen. Daher wurde es nach kurzer Zeit zunächst verboten und auch später noch stark zensiert.
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