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Der Besuch der alten Dame (Dürrenmatt)

„Der Besuch der alten Dame" ist eines der bedeutendsten Stücke Friedrich Dürrenmatts, das aufgrund seiner Kritik an der Gesellschaft und am Materialismus noch heute sehr aktuell ist und nach wie vor regelmäßig auf deutschen Theaterbühnen gespielt wird.

Inhaltsverzeichnis zum Thema

Entstehungsgeschichte zu „Der Besuch der alten Dame“

Bestechung, Heuchelei und ein Mord. Eine Prostituierte heiratet einen Milliardär und kehrt 45 Jahre später in ihren Heimatort zurück, um Rache zu üben. Klingt für dich nach einer Story, die einem Thriller entnommen ist? Fast richtig, aber eigentlich befindest du dich mitten in der Handlung von Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“. Die Tragikomödie des Schweizer Schriftstellers wurde am 29. Januar 1956 in Zürich uraufgeführt und führte zum schriftstellerischen Durchbruch und zur finanziellen Unabhängigkeit des Autors. Die Vorlage dieses Dramas bildet seine frühere Novelle „Mondfinsternis“. Wie in vielen seiner Werke gehört auch bei „Der Besuch der alten Dame“ die Frage nach der Schuld und Verantwortung des Menschen bzw. der Komplex aus Recht und Gerechtigkeit zu den zentralen Motiven. Das Stück übt Kritik am Materialismus, indem es deutlich zeigt, wie Konsumsucht das Wesen von Menschen verändern kann und wie diese im Glauben, dass sie etwas Gerechtes tun, großes Unrecht anrichten können.

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Inhalt des Stücks

Auslöser für die Handlung des Dramas ist die Vorgeschichte, die im Verlauf des Dramas schrittweise aufgeklärt wird. Klara Wäscher und Alfred Ill, die beiden Protagonisten der Dramenhandlung, haben eine heimliche Liebesaffäre. Als Klara schwanger wird, verleugnet Alfred seine Vaterschaft und besticht zwei Zeugen, sodass seine Vaterschaft nicht mehr eindeutig festgestellt werden kann. Daraufhin ist Klara entehrt und muss ihre Heimatstadt Güllen verlassen. Um zu überleben, wird sie eine Prostituierte, die eines Tages den Milliardär Zachanassian heiratet und dadurch sozial und finanziell aufsteigt. Die Handlung des Stückes setzt 45 Jahre nachdem Klara ihre Heimat Güllen verlassen hat ein und beginnt mit der Rückkehr Klaras, die sich mittlerweile Claire Zachanassian nennt. Für die Verbrechen an ihr will sich Clara rächen. Sie bietet der Stadt daher bei ihrer Ankunft einen Handel an: Sie wird der Stadt eine Milliarde überlassen, wenn Alfred Ill im Gegenzug ermordet wird. Ein Angebot, das die Güllener jedoch zunächst vehement ablehnen.

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Im Verlauf des zweiten Aktes jedoch distanzieren sich die Güllener immer mehr von ihren moralischen Prinzipien. Zwar bekunden sie ihre Solidarität Alfreds gegenüber, kaufen sich zugleich aber teurere Waren auf Pump, die sie nur bezahlen können, indem sie Claires Geld annehmen. Alfred, der langsam seine bedrohliche Lage erkennt, versucht daraufhin voller Angst und Schuld, die Stadt zu verlassen, woran er von der Bevölkerung aber gehindert wird. Im dritten und letzten Akt bekennt sich Alfred zu seiner Schuld. Die Güllener haben sich mittlerweile so hoch verschuldet, dass sie einen Prozess gegen Alfred führen, an dessen Ende er ermordet wird. Hierbei zeigt sich, das die gesamte Gesellschaft korrumpiert ist. Claire erhält also ihre Rache für den Verrat Alfreds und die Moral der Güllener, die sie einst aus der Stadt verstießen.

Personenkonstellation

Die Figuren im Drama werden von Dürrenmatt in zwei Hauptgruppen und zwei Nebengruppen unterschieden. Zu der einen Hauptgruppe gehören die Besucher, also Claire Zachanassian und ihr Gefolge, das ihr vollkommen hörig ist. Claire selbst ist durch die Ereignisse in ihrer Jugend emotional erkaltet und vertritt die Ansicht, dass alles käuflich ist. Die andere Hauptgruppe stellen die Besuchten, also die Bevölkerung des Ortes Güllen und Alfred Ill, dar. Alfred selbst nimmt eine Sonderrolle ein, da er in seiner Jugend verantwortungslos handelte und zu Beginn des Dramas seine Schuld leugnet. Im Verlauf der Handlung erkennt er jedoch seine Schuld, sodass er am Ende seine Ermordung als Sühnetod akzeptiert. Die Nebengruppen umfassen die Sonstigen wie Bahnhofsvorstand und Zugführer sowie die Lästigen. Damit sind die Medienvertreter wie Pressemänner und Radioreporter gemeint, die das Verbrechen Alfreds aufklären sollen, stattdessen aber die Wahrheit nicht erkennen.

Personen

Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte

„Der Besuch der alten Dame“ reflektiert und interpretiert die Zeitumstände seiner Entstehung als in der Schweiz und auch in der Bundesrepublik Deutschland ein wirtschaftlicher Aufschwung stattfand. Die dominierende Thematik ist die Macht des Geldes, der moralische Verfall der Gesellschaft und die Diskrepanz zwischen Kapital und Moral. Das Stück kritisiert den modernen Kapitalismus und die käufliche Gesellschaft. Moralische Prinzipien wie Gerechtigkeit haben in einer solchen Gesellschaft keinen Wert mehr und sind ebenfalls käuflich. Der Leser wird dabei angeregt, selbst zu überlegen, ob er in einer solchen kapitalistischen Gesellschaft leben möchte. Das Stück erhielt durchgängig positive Kritiken und wurde 1959 am Broadway als bestes ausländisches Stück ausgezeichnet.

Rezeptionsgeschichte