Buddenbrooks (Mann)
Wie stark die Literatur durch die Biografie von Autoren geprägt wird, wird an Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“ deutlich. Darin erzählt er die Geschichte des Verfall einer Lübecker Kaufmannsfamilie, die viel Parallelen zu seiner eigenen Biografie aufweisen.
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Entstehungsgeschichte
1929 vergibt das Nobelpreiskomitee den Literaturnobelpreis an Thomas Mann. Hauptsächlich für seinen großen Roman „Buddenbrooks“, der 1901 erscheint und der mittlerweile als Klassiker der Weltliteratur gehandelt wird. Doch was ist eigentlich das Besondere an diesem Roman?
Knapp 30 Jahre zuvor begann Thomas Mann mit der Arbeit an seinem Werk. Insgesamt 3 lange Jahre sollte es dauern, bis Mann seinen Gesellschaftsroman über den Verfall einer Lübecker Kaufmannsfamilie fertigstellt. Dabei wurde er unter anderem auch von seiner eigenen Familiengeschichte inspiriert, denn auch er stammt aus einer erfolgreichen Kaufmannsfamilie aus Lübeck. Doch wie auch sein Bruder Heinrich Mann folgen beide Brüder nicht dem Beruf ihres Vaters, sondern werden stattdessen erfolgreiche Autoren. Ein Thema, welches er auch in seinem Roman „Buddenbrooks“ aufgreift.
Inhaltsangabe
Der Inhalt des Romans ist in elf Teile aufgeteilt, die jeweils in weitere Kapitel unterteilt sind. Thomas Mann erzählt in seiner Geschichte den langsamen Verfall einer einst sehr wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Von Generation zu Generation entwickeln die Personen immer größere moralische Skrupel und konzentrieren sich auf eine eigene Gestaltung des Lebens, die jedoch zugleich zum wirtschaftlichen Niedergang des Familienunternehmens führt.
Das Oberhaupt der 1. Generation ist Johann Buddenbrook der Ältere, der beim Aufbau seines Getreidegroßhandels entschlossen und skrupellos vorgeht. Als Folge dessen erlebt die Familie einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch schon in der 2. Generation verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens: Jean, Sohn von Johann dem Älteren, ist eine fromme, religiöse Wahrnehmung seiner Person wichtiger als ökonomische Interessen. Die Firma wird von Thomas übernommen, der zunächst wirtschaftlich als auch politisch erfolgreich ist, sodass das Ansehen und der Einfluss der Firma steigt. Seine vielen Pflichten zehren jedoch an seiner Substanz: Er fühlt sich bereits mit 20 Jahren ermattet und kann nur mit Mühe den äußeren Schein wahren, indem er übertrieben viel Wert auf Kleidung und Körperpflege legt. Darüber hinaus macht ihm die Entwicklung seines Sohnes Hanno zu schaffen: Hanno ist labil, über alle Maße ängstlich und verträumt. Außerhalb der Familie gilt er als Versager. Sein einziges Talent scheint die Musik zu sein, sehr zum Leidwesen seines Vaters. Thomas wird mit der Zeit immer depressiver, beschäftigt sich zunehmend mit Schopenhauers Philosophie und fühlt sich durch dessen negative Weltsicht in seinem Denken bestätigt. Er sehnt sich nach dem Tod und stirbt nach einem Zahnarztbesuch an einem Ohnmachtsanfall.
Auch Thomas' Geschwister Christian, Clara und Tony sind nicht in der Lage, das Geschäft zu leiten, weshalb nach Thomas' Tod Firma und Besitz verkauft werden. Die Generationen nach Johann konzentrieren sich immer mehr auf sich selbst, sodass sie nicht die Anforderungen des Lebens und der Wirtschaft erfüllen können. Christian - Bruder von Thomas - wird wegen seiner schwankenden psychischen Verfassung in eine Anstalt eingewiesen. Hanno ist dem Druck in der Schule nicht gewachsen und verliert sich zunehmend in Träumereien und Musik. Sein sensibles Naturell und sein fehlender Lebenswille führen dazu, dass er mit sechzehn an einer Typhuserkrankung stirbt. Tony - Thomas Schwester - bleibt als einzige der Familie mittellos in Lübeck zurück.
Personenkonstellation
Im Roman wird von einem psychologischen und finanziellen Verfallsprozess einer Familie über vier Generationen erzählt. Zu den wichtigsten Figuren zählen die naive, aber widerstandsfähige Tony, der ehrgeizige Thomas, der künstlerische, aber kränkliche Hanno und der überspannte und hypochondrische Christian.
Johann Buddenbrook der Ältere - das Oberhaupt der Familie - ist von nüchterner Sachlichkeit und unerschütterlichem Selbstvertrauen, bodenständig und weltmännisch zugleich. Jean, sein Sohn, ist fromm und hat dadurch Zweifel an den Geschäften seines Vaters. Dennoch hat er ein hohes Pflichtbewusstsein, sodass das Geschäft für ihn Vorrang hat. Anders als sein Vater bemüht er sich jedoch auch um ein harmonisches Familienleben. Besonders leidet er unter den zwei geschiedenen Ehen seiner Tochter Tony.
Tony ist stolz auf ihre Herkunft und denkt stets an ihre Familie. Daher heiratet sie nicht ihre große Liebe, sondern geht eine Vernunftehe ein. Thomas, ihr Bruder, ist realistisch und ehrgeizig. Seine Haltung ist jedoch nur eine Fassade, worunter er innerlich leidet. Sein Bruder Christian ist das genaue Gegenbild zu ihm: Er ist ein Künstler und sucht den Genuss. Thomas und Christian geraten daher in einen Konflikt, aber schließlich muss Thomas erkennen, dass Christians Charakter nur eine Seite widerspiegelt, die er bei sich selbst unterdrückt. In den beiden Brüdern hat Thomas Mann sich und seinen Bruder stilisiert.
Interpretation und Rezeptionsgeschichte
Der Roman erhielt fast überall positive Kritiken. Bis 1933 wurden über eine Million Exemplare verkauft und in mehrere Sprachen übersetzt. Während der Zeit der Nationalsozialisten waren Manns Werke - der aktiv aus dem amerikanischen Exil durch Radioansprachen Widerstand leistete - verboten. Dass der Roman eine ungebrochene Aktualität aufweist, erkennst du daran, dass er bis heute 10 Millionen Mal verkauft und oft verfilmt wurde, zuletzt 2008.
Thomas Mann liefert mit diesem Roman das Porträt einer Familie, die durch die zunehmende Verinnerlichung und Vergeistigung immer mehr verfällt. Das übergreifende Motiv des Romans bezeichnet bereits der Untertitel: Verfall einer einer Familie. Von Generation zu Generation schwinden Tatkraft, Unternehmensgeist und Gesundheit. Dem wirtschaftlichen Niedergang der Firma Buddenbrook geht der Verlust von Vitalität und naiver Selbstsicherheit der Familienmitglieder voraus. Nach Thomas Mann schließen sich Lebenstüchtigkeit und seelisch-geistige Differenzierung aus.
Die Farben blau und gelb spielen eine zentrale Rolle in Manns Werk. Sie scheinen eng verknüpft mit dem Verfall der Familie Buddenbrook und gesellschaftlicher Umschichtung. Sie ziehen sich konsequent und nahezu leitmotivisch durch den Roman, indem sie beispielsweise in den ausführlichen Beschreibungen von Personen und Szenarien eingesetzt werden. Neben dem Farb-Motiv finden auch zahlreiche anderen Motive wie Hände, Zähne und auch das Reisen immer wieder Erwähnung. Darüber hinaus sind auch das Haus, das Meer, das Geld und die Familienpapiere die immer wieder angeführten Leitmotive im Werk.
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