Sturm und Drang
Das Leitbild der jungen Stürmer und Dränger war das Genie: ein Künstler, der sich wider der gesellschaftlichen Ordnung frei entfaltet.
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30 Tage kostenlos testenInhaltsverzeichnis zum Thema
- Die literarische Strömung des Sturm und Drang
- Literaturgeschichtliche Einordnung des Sturm und Drang
- Der Roman des Sturm und Drang – „Die Leiden des jungen Werthers“
Die literarische Strömung des Sturm und Drang
Die Bewegung des Sturm und Drang (etwa 1767 bis 1785) ist nach dem Titel eines 1777 veröffentlichten Dramas von Friedrich Maximilian Klinger benannt. Zu der Bewegung zählte sich eine Gruppe junger, bürgerlicher Schriftsteller, die gegen die rationalen Regelzwänge in Gesellschaft und Kunst rebelliert. Statt einem Kanon festgelegter Schreibregeln zu folgen, sollte sich das Genie des Sturm und Drang nach seiner individuellen Kreativität und künstlerischen Originalität richten.
Shakespeare wurde dabei zum großen Vorbild der Autoren des Sturm und Drang. Sie orientierten sich in ihren Werken weniger an der Antike, als an Gegenständen und Ereignissen der deutschen Geschichte und der eigenen Gegenwart. Das autonome Künstlersubjekt, welches ohne Regelzwang von seinen inneren Empfindungen schreibt, ist eine Erfindung des Sturm und Drang. Zentrale Autoren des Sturm und Drang waren zum Beispiel Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Jakob Lenz.
Literaturgeschichtliche Einordnung des Sturm und Drang
Die literarische Strömung des Sturm und Drang ist mit ihrem Fokus auf Gefühle und Emotionen nicht generell als Gegner der Aufklärung zu verstehen. Aufgeklärte Schriftsteller bezogen sich auf das Ideal der Vernunft, das taten Stürmer und Dränger auch. Sie kritisierten jedoch, dass ein Mensch nicht allein aus Vernunft handelt, sondern auch mit Gefühlen und Emotionen. Die Epoche des Sturm und Drang ist damit keine Gegenbewegung, sondern eine auf das aufklärerische Prinzip bezogene Weiterentwicklung (Gefühl, Emotion) der Aufklärung.
Die Strömung des Sturm und Drang hat auch starke Ähnlichkeiten zur einer vorangehenden literarischen Phase innerhalb der Aufklärung: der Empfindsamkeit (etwa 1740 bis 1790). Die Empfindsamkeit war vor allem von Pietismus, Gefühlsbetontheit und Naturnähe gekennzeichnet. Ihr Ursprung liegt allerdings mehr in der Religion begründet, als in dem Aufbegehren gegen überkommene Tradition und das absolutistische Herrschaftssystem, wie es beim Sturm und Drang der Fall war.
Der Roman des Sturm und Drang – „Die Leiden des jungen Werthers“
Mit dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ begann die deutsche Literatur der Aufklärung auch über das Unbewusste und die Psyche des Menschen nachzudenken. Der Roman Johann Wolfgang von Goethes ist Ausdruck eines leidenden und leidenschaftlichen Individuums, welches an den Grenzen und Schranken der Gesellschaft zugrunde geht. Dabei werden keine Tugenden oder eine bestimmte Moral vermittelt; die Leser bleiben am Ende alleine mit der Deutung und Bewertung des aus Liebeskummer begangenen Selbstmordes von Werther.
Es ist nicht eindeutig zu sagen, ob der Text ein exemplarischer Roman für die Strömung des Sturm und Drang oder eher für die Empfindsamkeit ist.
Weitere berühmte Werke, die in dieser Zeit entstanden, sind Lenz' Komödie „Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung“ (1774), sowie Schillers Dramen „Die Räuber“ (1781) und „Kabale und Liebe“ (1784). Lenz zerbrach an dieser Schaffensperiode, Schiller und Goethe hingegen fanden bald aus ihr heraus und prägten nach 1785 die Epoche der Weimarer Klassik.
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