Gegenwartsliteratur
Laut Duden ist die Gegenwart die „Zeit, in der man gerade lebt“. Doch zur Gegenwartsliteratur gehören auch Werke, die älter sind als 20, 30, ja sogar 40 Jahre! Hier erfährst du, was es mit dieser Literaturepoche auf sich hat und wer die wichtigsten Vertreter sind.
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Zeitgeschichtliche Einordnung
Gegenwartsliteratur - es gibt wohl kaum einen Begriff in der Literaturgeschichte, der so unscharf und umstritten ist. Fest steht, dass diese Epoche an Vielfalt und Uneinheitlichkeit kaum zu überbieten ist. Das fängt schon damit an, dass man sich nicht einig ist, wie die Gegenwartsliteratur zeitlich einzuordnen ist. Manch einer zählt bereits die Nachkriegsliteratur dazu, also die deutschsprachige Literatur nach 1945, manch anderer allerdings erst die Literatur nach der Wende, also nach dem Mauerfall 1989. Und hier fangen die Probleme erst an! Gemeinsamkeiten dieser Epoche zu definieren, ist gar nicht so einfach. Die folgenden Dinge solltest du dir trotzdem merken.
Merkmale moderner Lyrik
Besonders an der Sprache lässt sich gut erkennen, wie sich die Lyrik der Gegenwart von der Literatur früherer Epochen unterscheidet. Lyrische Werke der Moderne weisen unter anderem diese Merkmale auf:
Es gibt oft keinen oder nur einen unreinen Reim.
Die Strophenform ist nicht festgelegt.
Der Rhythmus wird nicht durch ein bestimmtes Metrum erzeugt.
Typisch sind auch Satz- oder Zeilenbrüche.
Die gehobene Sprache traditioneller Lyrik weicht der Umgangs- und/oder Alltagssprache.
Moderne Lyrik enthält viele kühne Metaphern, Chiffren und Schlüsselwörter, sie verbindet paradoxe Elemente und enthält oft eine Message. Wichtig ist Mehrdeutigkeit, statt Eindeutigkeit.
Als besondere Gedichtform der Gegenwartsliteratur kann die Konkrete Poesie der 1950er Jahre bezeichnet werden. Sie war eine Reaktion auf die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg, die es den Dichtern schwer machten, die richtigen Worte angesichts der Ungeheuerlichkeiten des Krieges zu finden. Ernst Jandls Gedicht schtzngrmm von 1957 steht beispielhaft für diese Literaturbewegung.
Themen in der Gegenwartsliteratur
Die Gegenwartsliteratur umfasst ein breites Themenspektrum. So stellt zum Beispiel die Alltagslyrik die Zukunftsängste des Ichs in den Mittelpunkt. Oft wird dabei auch die Einsamkeit in der Großstadt zur Sprache gebracht. In der Liebeslyrik werden die vielen Facetten des Liebesbegriffs beleuchtet, aber auch vom realen Beziehungsalltag erzählt. Neben der Lyrik im Allgemeinen sind auch noch folgende Strömungen bzw. Themen innerhalb der Gegenwartsliteratur nennenswert:
Popliteratur. Sie erreicht ihren Höhepunkt in den 1990er Jahren und konzentriert sich auf die Themen Film und Fernsehen, Musik, Lifestyle, Reisen und auch Drogen. Ein bekannter Roman dieser Zeit ist „Faserland“ von Christian Kracht. In der Geschichte dreht sich alles um einen jungen Erwachsenen, der quer durch die Republik reist und dabei wilde Partyexzesse feiert, die jedoch nur ein Ausdruck seiner eigenen Hoffnungslosigkeit sind.
Mauerfall 1989. Klar, das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung Deutschlands mussten auch Auswirkungen auf die deutsche Literaturlandschaft haben. Neuorientierung und Aufbruchstimmung sind hier wichtige Stichworte. Bestimmt hast du auch schon einmal von Thomas Brussigs Roman „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ bzw. von dem Film „Sonnenallee“ gehört. Hier wird die Lebenswelt verschiedener Jugendlicher in der DDR geschildert.
Fantasyliteratur. Dieses Genre ist spätestens seit den Harry-Potter-Büchern wieder auf dem Vormarsch. Die bekannteste deutsche Fantasyautorin ist Cornelia Funke. Anfang der 2000er Jahre erschienen unter anderem die Jugendbücher „Herr der Diebe“ und „Tintenherz“, mit denen die Schriftstellerin bis heute große Erfolge feiert.
Historische Rückgriffe. In der Moderne erlebt auch der historische Roman eine neue Blütezeit. Hierbei geht es aber keineswegs um die genaue und wahrheitsgemäße Darstellung historischer Begebenheiten, sondern vielmehr um die Frage, was hätte sein können. Der wohl erfolgreichste Vertreter dieser Gattung ist der Schriftsteller Daniel Kehlmann. In seinem Roman „Die Vermessung der Welt“ erweckt er die beiden Wissenschaftler Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt wieder zum Leben.
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