Theodor Fontane
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Wer war Theodor Fontane?
„Man hört nie auf erziehungsbedürftig zu sein; ich gehe jetzt noch in die Schule und lerne von Leuten, die meine Enkel sein können.“ Dieses Zitat stammt von einem der einflussreichsten deutschen Schriftstellern: Theodor Fontane (1819 in Neuruppin bis 1898 in Berlin). Er verfasste neben Romanen und Erzählungen auch Theaterkritiken oder Reiseberichte. Als Schriftsteller verfasste er in seinen Anfangsjahren vor allem lyrische Texte. Seine berühmtesten Romane hingegen schrieb er gegen Ende seines Lebens. Man nennt sie deswegen auch seine „Alterswerke“.
Fontane und seine Zeit
Fontanes Werke werden im Allgemeinen der Epoche des Realismus (1848–1890) zugeordnet. Die Texte zeichnen sich durch eine objektive Darstellung der Wirklichkeit aus, werden aber literarisch ausgeformt. Du wirst in keinem Text Fontanes ausführlich beschriebene Sterbeszenen finden – das Grausame wurde abgemildert und entfaltete sich nur in Anspielungen. Fontane und andere Schriftsteller jener Zeit waren keine Reporter, sondern Literaten. Dementsprechend ging es stets um eine gelungene Ausstaffierung der Realität. Fontane gilt bis heute als der Repräsentant des deutschen Realismus.
Fontane war ein aufmerksamer Zeitgenosse. Er beobachtete die preußische Gesellschaft und übte Kritik an ihr. Oftmals war er durch seine Beobachtungs- und Auffassungsgabe seiner Zeit voraus: Du findest in seinen Werken oftmals Motive und Ideen, die Schriftsteller der nachfolgenden Epochen aufgriffen.
Theodor Fontanes Kurzbiografie
Eigentlich war Fontane gelernter Apotheker, doch das Schreiben war schon immer seine Passion. 1847 absolvierte er sein Apothekerexamen, doch bereits zwei Jahre später arbeitete er nur noch als Schriftsteller. Seine umfassenden medizinischen Kenntnisse band Fontane aber gerne in seine Werke ein – sei es, um Krankheiten zu beschreiben oder Diagnosen zu stellen. Fontane war zeitlebens England sehr verbunden. Ab 1852 war er Korrespondent in London. Als Journalist in den Jahren 1870–1871 erhielt er die Möglichkeit, nach Frankreich zu reisen. Fontanes Reiseberichte sowie die Schilderungen seiner Wanderungen durch Brandenburg waren bei der Leserschaft sehr beliebt. Fontane verstand es, einerseits Unterhaltungsliteratur (wie die „Wanderungen durch die Mark Brandenburg"), als auch andererseits kritische Gesellschaftsromane (wie „Der Stechlin" oder „Effi Briest") zu verfassen.
Bedeutende Werke
„Effi Briest“ (1894)
Vielleicht hast du von diesem Buch schon einmal gehört. Effi Briest gehört seit Jahrzehnten zur Schullektüre und ist Fontanes bekanntestes Werk. Darin schildert er die Engstirnigkeit und Unnachgiebigkeit der preußischen Gesellschaft, die das Individuum – Effi Briest – an starren Moral- und Ehrevorstellungen zerbrechen lässt. Das Werk ist ein Gesellschaftsroman, der sich mit den Widrigkeiten des Adels und Bürgertums auseinandersetzt. Effi Briest hat keine Möglichkeit glücklich zu werden, da das Gesellschafts-Etwas seinen Tribut fordert.
„Frau Jenny Treibel“ (1893)
Auch Frau Jenny Treibel ist ein Gesellschaftsroman. Er ist Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin angesiedelt und zeigt das Leben zweier bürgerlicher Familien: Familie Schmidt gehört dem Bildungsbürgertum an, Familie Treibel nebst der Protagonistin Jenny dem Besitzbürgertum. Der Roman schildert auf oftmals humorvolle Weise den Selbstbetrug und die Selbstdarstellung der reichen Kommerzienrätin Jenny Treibel, der aufgrund einer reichen Heirat der soziale Aufstieg gelang, den sie aber paradoxerweise anderen Frauen missgönnt. Jenny ist eine ganz auf Oberflächlichkeiten angelegte Person, für die Kunst und Kultur nur repräsentative Zwecke erfüllen. Dabei dreht sich ihr gesamter Kosmos nur um sie selbst. Fontane wollte anhand von „Frau Jenny Treibel“ das Verlogene der preußischen Gesellschaft aufzeigen. Neid und Missgunst waren an der Tagesordnung; Freundschaften dienten in den meisten Fällen nur zum Wahren des eigenen Status.
„Irrungen, Wirrungen“ (1887)
Der Gesellschaftsroman „Irrungen, Wirrungen“ von Fontane beschreibt die unglückliche Liebe zwischen der bürgerlichen Lene und dem adeligen Botho. In der von Ständen geprägten Gesellschaft des Preußens im 19. Jahrhundert wird ihr Verhältnis zwar geduldet, kann aber zu keiner gemeinsamen Zukunft führen. So trennen sich die beiden nach einer intensiven, gemeinsamen Zeit voneinander und heiraten Angehörige ihres eigenen Standes. „Irrungen, Wirrungen“ kritisiert die vorherrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse des 19. Jahrhunderts und sorgte zur Zeit der Veröffentlichung aufgrund des dargestellten Verhältnisses eines Adeligen mit einer Bürgerlichen als auch durch eine angedeutete Liebesnacht zwischen Botho und Lene für einen Skandal.
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