Gotthold Ephraim Lessing
Gotthold Ephraim Lessing zählt zu den wichtigsten Schriftstellern des 18. Jahrhunderts und als der Aufklärungsdichter überhaupt. Doch wer war eigentlich dieser Lessing, nach dem unzählige Straßen und Schulen benannt sind und dessen Statuen man auf vielen Plätzen Deutschlands bestaunen kann?
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Wer war Gotthold Ephraim Lessing?
Er gilt als Streber unter den deutschen Schriftstellern, er war ein Lebemann, stets knapp bei Kasse und zeitlebens getrieben von seinem Wissensdurst und seiner immer wiederkehrenden Einsamkeit: Gotthold Ephraim Lessing. Wie kein anderer prägte der wissbegierige und helle Kopf Lessings die Gattung des Bürgerlichen Trauerspiels und Werke wie „Nathan der Weise“ machten ihn zu dem berühmtesten Schriftsteller des vorklassischen 18. Jahrhunderts. Bis heute hat kaum jemand die Literatur und das Theater in Deutschland so nachhaltig beeinflusst und sein Eintreten für Freiheit und Toleranz machen ihn zu dem wohl bedeutendsten Dichter der Epoche der Aufklärung.
Lessing und seine Zeit
Aber was bedeutet Aufklärung überhaupt? Kant forderte die Menschen dazu auf, eigenständig zu denken und sich gegen Fremdbestimmung zu wehren. Die Menschen sollten nicht länger die gottgegebene Vorherrschaft der Adeligen akzeptieren, sondern sich aus ihrer Unmündigkeit befreien, indem sie endlich selbstbestimmt denken und handeln. Die aufklärerischen Ideen beeinflussten natürlich auch die Literatur. Für Lessing war also die Literatur das Medium, gesellschaftliche Kritik zu äußern. Lessings bahnbrechende Gedanken spiegeln sich in seiner Weltansicht und in seinen grundlegend neuen Ideen wider. Er war einer der ersten, der den revolutionären Schritt wagte und in seinen bürgerlichen Dramen die Ständeklausel durchbricht. Das bedeutet, dass der Mensch nicht mehr nur nach seinem sozialen Status handelt, sondern darüber hinausgeht. Er war der erste Dramatiker, der hierzulande mit spitzer Feder für ein freies Theater kämpfte, das den Alltag der Bürger und nicht den des Adels thematisieren sollte. Er kämpfte zeitlebens auch gegen Antisemitismus in der Gesellschaft an und beschäftigte sich in seinem Spätwerk mit Zukunftsmodellen, die auf Vernunft und Toleranz gründen. Der Gedanke der Freiheit zieht sich dabei wie ein roter Faden durch sein persönliches und literarisches Leben. Seine Werke werfen damals wie heute Fragen auf, die den Leser zum Nachdenken und Selbstdenken ermutigen sollen.
Lessings Kurzbiografie
Das Streben nach Wissen und Wahrheit war eines seiner Lebensthemen. Das andere war der stete Kampf um ein sicheres Einkommen, da Lessings Leben durch ständige Geldsorgen geprägt war. Sein größter Wunsch, als freier Schriftsteller tätig zu sein und damit auch seinen Lebensunterhalt zu verdienen, war zu seiner Zeit leider nicht erfüllbar.
Gotthold Ephraim Lessing wurde am 22. Januar 1729 in Kamenz geboren und wuchs in einer evangelischen Pfarrersfamilie auf. Mit Hilfe eines Stipendiums gelang ihm die Aufnahme in einem fürstlichen Internat. Schon als junger Schüler fällt er auf: Er liest unglaublich viel, denkt quer, fragt nach. Den Unterrichtsstoff saugt er wie ein Schwamm auf. 1746, da war Lessing gerade mal 17 Jahre alt, begann er sein Studium der Theologie in Leipzig und Wittenberg. Sehr zum Leidwesen seines Vaters entwickelte er in seiner Studienzeit seine Liebe zur Poesie und zum Theater. Später in Berlin, wo er sich als Literatur- und Theaterkritiker aufhielt, traf er auch einen seiner wichtigsten Freunde: Den jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn. In Hamburg lernte er seine spätere Ehefrau Eva König kennen. Das kurze Glück, die Hochzeit und die Geburt seines Sohnes, sollte nicht lang andauern: Das Neugeborene starb an Weihnachten 1777 kurz nach der Geburt und nur zwei Wochen später auch seine Frau Eva am Kindbettfieber. Der Versuch, am Hamburger Theater zu arbeiten, scheiterte ebenfalls bereits nach kurzer Zeit und so zog Lessing nach Braunschweig, wo er bis zu seinem Tod 1781 als Bibliothekar arbeitete.
Bedeutende Werke
Lessings Dramen „Minna von Barnhelm“, „Emilia Galotti“ und „Nathan der Weise“ gehören bis heute zu den meistgespielten Theaterstücken in Deutschland. Alle drei behandeln für die Epoche ganz typische Themen: Die Aufhebung der Standesgrenzen, die Kritik an der Dekadenz des Adels und die Emanzipation des Bürgertums. Außerdem gehören unzählige Gedichte, Fabeln und philosophische und theologische Streitschriften zu Lessings literarischem Werk.
In seinem wohl bedeutendsten Drama „Nathan der Weise“ aus dem Jahr 1779 geht es ganz im Sinne der Aufklärung um die Erziehung des Menschen zu einem moralischen, vernunftorientierten Wesen. Mit der Hauptfigur Nathan schuf Lessing einen großen Beitrag für die Toleranz gegenüber der Religionszugehörigkeit von Menschen. Lessing stellt mit Nathan, einem weisen Juden, der zur Zeit der Kreuzzüge in Jerusalem lebt, im Glauben an das Gute im Menschen diesen unabhängig von dessen Religion oder Nationalität in den Mittelpunkt.
Die Ringparabel in "Nathan der Weise", welche eigentlich ein Gleichnis ist, geht auf das 13. Jahrhundert zurück und wurde also schon weit vor Lessing geschrieben. Lessing greift diese Idee jedoch mit einer klaren Absicht auf: Anhand der Parabel von den drei Ringen möchte er dem Leser den Zusammenhang der drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam nahelegen und zeigen, dass diese auch friedlich ohne religiöse Kriege nebeneinander existieren können. Auch das zuletzt in der Handlung aufgedeckte Verwandtschaftsverhältnis der drei Menschen, die jeweils einer der Religionen angehören, soll dies verdeutlichen.
Lessings „Nathan“ ist deshalb bis heute noch so aktuell und wegweisend, weil es beispielhaft zeigt, dass Toleranz und Vernunft für das friedliche Miteinander der Menschen unentbehrlich ist.
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