Franz Kafka
Franz Kafka zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts, seine Werke erlangten Weltruhm. Doch wer war dieser Mann, der zeitlebens unter seiner übermächtigen Vaterfigur und Selbstzweifeln litt und dessen Werke sich keiner Epoche zuordnen lassen?
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Wer war Franz Kafka?
Franz Kafka wird heute zu den bedeutendsten Schriftstellern der 20. Jahrhunderts gerechnet, doch wäre es nach ihm gegangen, würden wir einen Großteil seiner Texte nicht kennen. Denn in seinem Testament bestimmte er, dass diese nach seinem Tod verbrannt werden sollten. Dies verdeutlicht einen vorherrschenden Charakterzug Kafkas, der Zeit seines Lebens mit seinem Werk unzufrieden war und es zerstören wollte, zugleich aber immer weiter schrieb. Sein Schreiben ist keiner Literaturepoche zuzuordnen, stattdessen zeichnen sich seine Werke durch einen einzigartigen Stil aus. Als typisch Kafka gelten zahlreiche alptraumhafte, bildliche Darstellungen und Parabeln.
Franz Kafka und seine Zeit
Franz Kafka wurde am 03.07.1883 in Prag geboren. Da sie Deutsch sprachen, gehörte Kafkas Familie einer Minderheit in Prag an. Auch war Kafka Jude und die Kenntnis des jüdischen Brauchtums und Sagenschatzes war prägend für sein Werk. Zwar begann er als Versicherungsangestellter zu arbeiten, doch die Konfrontation mit der Bürokratie erschien ihm als absurd und er wendete sich mehr und mehr der Literatur zu. Während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) wurde er nicht an die Front geschickt, sondern arbeitete weiter im Auftrag seiner Versicherungsgesellschaft. 1917 erkrankte Franz Kafka an einer Lungentuberkulose, an der er trotz zahlreicher Kuraufenthalte am 03.06.1924 verstarb. Die Spur seiner Schwestern verliert sich in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, vermutlich wurden sie deportiert und starben in Konzentrationslagern.
Kafkas Leben
Kafkas familiäre Situation war problematisch. Meist getrennt von seinen Eltern wurden er und seine Schwestern von einem Dienstmädchen aufgezogen. Zu seinem übermächtigen und autoritären Vater hatte er Zeit seines Lebens ein angespanntes Verhältnis, da dieser Kafkas introvertiertes Wesen und dessen schriftstellerische Tätigkeit nicht anerkannte. Ausdruck dieses problematischen Verhältnisses ist der rund 100 Seiten lange „Brief an den Vater“, den Kafka schrieb, als der Vater Kafkas Verlobung mit Julie Wohryzek kritisierte, jedoch nie abschickte. Im Verlauf seines Lebens verlobte sich Kafka außerdem mit Felice Bauer und Dora Diamant, aber er heiratete nie. Eine wichtige Bezugsperson war der Schriftsteller und Freund Max Brod, den Kafka 1902 kennenlernte. Dieser ignorierte Kafkas Testament und sorgte somit dafür, dass seine Werke an die von dem Schriftsteller so gescheute Öffentlichkeit gelangte.
Berühmte Werke Kafkas
Kafkas Schreibprozess war ähnlich schwankend wie sein Leben. Einerseits gab es Phasen, in denen er überaus produktiv ist und den Text „Das Urteil“ in nur einer Nacht verfasste. Andererseits gab es jedoch auch Phasen, in denen er große Probleme hatte zu schreiben und nur schleppend vorankam. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören „Die Verwandlung“ von 1915 und „Der Prozess“ von 1925.
„Der Prozess“ beginnt mit der Verhaftung von Josef K., welche die gesamte Handlung vorantreibt. Zunehmend nimmt die Verhaftung mehr Einfluss auf Josef K.s Privatleben, bis er am Ende schließlich getötet wird, ohne jemals den Grund für seine Verhaftung erfahren zu haben.
In „Die Verwandlung“ erwacht Gregor Samsa, der Protagonist, zu Beginn des Textes als monströser Käfer, ohne zu wissen, wie das passiert ist. Im Verlauf der Handlung wird er zunehmend tierischer und von der Familie isoliert, bis er verstirbt. Während die Erzählung für Gregor tragisch endet, haben die anderen Familienmitglieder Zukunftspläne, die erst durch seinen Tod ermöglicht werden. Es liegt also ein düsteres Happy End vor.
Beide Texte sind charakteristisch für Kafkas Schreiben, da er den modernen Menschen darstellt, der innerhalb einer Masse verschwindet. Folglich empfinden die Menschen ein Gefühl der Bedrohung, der Unsicherheit oder des Ausgeliefertseins in einer unerklärlichen und absurden Situation. Zur Bezeichnung dieser besonderen und für Kafka typischen Situation wird das Adjektiv kafkaesk verwendet.
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