Adam Smith und der wirtschaftliche Liberalismus
Der Wirtschaftsliberalismus nach Adam Smith geht davon aus, dass der freie Markt durch Angebot und Nachfrage geregelt wird. Seine Ideen prägen noch heute unser Wirtschaftsleben. Interessiert? Mehr dazu im folgenden Text!
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Lerntext zum Thema Adam Smith und der wirtschaftliche Liberalismus
Adam Smith und der wirtschaftliche Liberalismus
Er gilt als „Vater der modernen Nationalökonomie“ und war von 2007 bis 2020 das Gesicht auf der englischen Zwanzig-Pfund-Banknote: Adam Smith (1723–1790) war einer der bedeutendsten Philosophen und Ökonomen der „schottischen Aufklärung“ im 18. Jahrhundert. Die Ideen, die er in seinem bedeutendsten Werk formulierte, prägen noch heute unser Wirtschaftsleben und unsere Vorstellungen von einer funktionierenden Gesellschaftsordnung.
Adam Smith auf einer britischen Banknote |
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Adam Smiths Werdegang
Smith wurde im schottischen Kirkcaldy als Sohn eines Zollbeamten geboren. Bereits mit 14 Jahren begann er in Glasgow ein Studium der Moralphilosophie; wenig später erhielt er ein Stipendium für das Studium am Balliol College in Oxford. Die Ökonomie war damals kein eigenes Studienfach, sondern ein Teilgebiet der Philosophie.
Ab 1748 hielt er öffentliche Vorlesungen in Edinburgh, 1751 wurde er als Professor für Logik und Moralphilosophie nach Glasgow berufen. Smith wurde Mitglied der Philosophical Society of Edinburgh und stand in engem Kontakt zu dem bedeutenden Philosophen David Hume.
1764 verließ Smith das universitäre Umfeld, um als Tutor des Herzogs von Buccleuch für mehrere Jahre durch Europa zu reisen. Auf diesen Reisen traf er u. a. Benjamin Franklin, Denis Diderot und Voltaire und diskutierte seine Ideen mit ihnen. Nach seiner Rückkehr lebte er als Privatgelehrter mit seiner Mutter in Kirkcaldy und verfasste dort sein Hauptwerk Der Wohlstand der Nationen, das 1776 veröffentlicht wurde. Der Einfluss dieses Werks auf die moderne Wirtschaftsauffassung, vor allem seit Beginn der industriellen Revolution, war beträchtlich und wirkt bis heute fort.
Der Wohlstand der Nationen – Kerngedanken
Adam Smiths Hauptwerk war im Kern eine systematische Analyse der Frage, wie der Staat den wirtschaftlichen Wohlstand einer Nation bestmöglich politisch unterstützen kann. Zu diesem Zweck führte er viele bereits bekannte Gedanken zu einer einheitlichen Theorie zusammen.
Der erste Schritt war für Smith die Abkehr vom Merkantilismus. Während bisher die vorhandenen Reserven an Gold und Silber im Staatsschatz als Messwert für den Reichtum eines Lands galten, formulierte Smith ein neues Prinzip: Grundlage des Reichtums einer Nation sind für ihn die durch die Arbeitskraft der Bürger erwirtschafteten Produktionsgüter, sowohl aus der Landwirtschaft als auch aus Manufakturen, sowie der Handel mit diesen Gütern. Damit schuf Smith die Basis für noch heute verwendete wirtschaftliche Kennzahlen wie das Bruttoinlandsprodukt.
Adam Smith wendete sich in seinen Überlegungen vor allem gegen das vorherrschende System des Merkantilismus. Dieses System war geprägt durch protektionistische Eingriffe des Staats in die Wirtschaft durch Zölle, Beschränkung von Importen und staatlich geförderte Monopole.
Smith formulierte das Prinzip der „unsichtbaren Hand“, die die Kräfte des Markts regelt und ausbalanciert. Sie ist für ihn eine Art Naturgesetz, vergleichbar mit der Schwerkraft, und als solche weder gut noch böse. Angebot und Nachfrage bestimmen den Tauschwertpreis von Waren in einem selbstregulierenden System, dem freien Markt. Dazu gehört auch ein von Zollschranken und Einfuhrverboten freier Außenhandel, von dem am Ende nach Smiths Auffassung alle Beteiligten profitieren würden.
Der hauptsächliche Maßstab für den Wert von Gütern ist nach Smith die Arbeit, die bei ihrer Herstellung aufgewendet wurde. Durch Arbeitsteilung könne der Herstellungsprozess effizienter gemacht werden, was letztlich allen zugutekommen sollte. Der Wert der Arbeit und damit der Wirtschaft steigt in diesem System durch erworbene Fertigkeiten, den Anspruch der Aufgabe und andere Faktoren.
Nach Smiths Auffassung führt das individuelle Eigeninteresse des Einzelnen automatisch auch zum Wohl aller, weil Unternehmen die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden berücksichtigen müssen. In seinem Denksystem sollen und müssen Unternehmer Profit machen, damit sie zu Investitionen und dem Einsatz von Kapital motiviert werden. Wettbewerb ist für ihn natürlich und letztlich positiv für alle.
Konsequenz dieser Überlegungen ist ein möglichst geringes staatliches Eingreifen in die Wirtschaft. Smith befürwortete aber nicht, wie oft fälschlich behauptet, eine Politik des Laissez-faire, bei der der Staat gar keine Aufgaben mehr übernahm. Als Aufklärer war ihm zum Beispiel wichtig, dass der Staat durch die Förderung von Bildung und die Unterstützung in Notlagen die Chancengleichheit verbessert.
Philosophischer Hintergrund
Smiths Theorien lassen sich am besten vor dem Hintergrund seines moralphilosophischen Ansatzes verstehen, den er in seinem frühen Werk Theorie der ethischen Gefühle 1759 formulierte. Als Aufklärer vertrat Smith ein positives Menschenbild, das den Fortschritt als positive Kraft wahrnimmt und dem Menschen Eigenschaften wie Empathie, Vernunft und Selbstkontrolle zuspricht. Nach seiner Überzeugung führt Freiheit im Sinne des Liberalismus automatisch zu Ordnung und sozialer Harmonie. Das Wohl des Einzelnen entspricht dem Gemeinwohl und das individuelle Streben nach Gewinn kommt allen zugute, da die Menschen ihre Bedürfnisse untereinander aushandeln. Man kann in diesem Zusammenhang von einem moralischen Kapitalismus sprechen.
Einfluss auf die Theorien von Karl Marx
Adam Smith gilt vielen heute als Urvater des Kapitalismus. Im Gegensatz dazu legte Karl Marx (1818–1883) in seinem Werk Das Kapital fast 100 Jahre später die Grundlage für den Kommunismus und bezog sich dabei an vielen Stellen auf Smiths Gedankengut. Beide strebten letztlich eine ideale Gesellschaft an und sahen die menschliche Arbeit als Grundlage wirtschaftlichen Erfolgs an. Beide sahen es als gegeben an, dass Arbeitsteilung und Anhäufung von Kapital zu Wohlstand führen.
Sie unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrer Sicht auf diese Phänomene. Für Smith ist der Kapitalismus ideal für das Wohl aller Beteiligten; die Gesellschaft als Ganzes profitiert von den Marktkräften, die sich gegenseitig ausbalancieren und regulieren. Im Gegensatz dazu sieht Marx den Kapitalismus als System der Ausbeutung, bei dem die Arbeiter von der Bourgeoisie ausgenutzt und vom Produkt ihrer Arbeit entfremdet werden. Für ihn ist dieses wirtschaftliche System zum Scheitern verurteilt und führt letztendlich zur Revolution.
Zusammenfassung – Adam Smith
- Adam Smith prägte durch seine Werke unsere moderne Vorstellung vom freien Markt.
- Dazu gehören die Prinzipien von Angebot und Nachfrage, dem freien Handel und der Arbeitsteilung.
- Für Smith bestand kein Gegensatz zwischen dem Gewinnstreben des Einzelnen und dem Wohl der Gesellschaft. Das hängt auch mit seinem positiven, durch die Aufklärung geprägten Menschenbild zusammen.
- Karl Marx baute auf Smiths Theorien auf, sah den freien Markt aber nicht als wohlwollende Kraft, sondern als System der Ausbeutung, das überkommen werden muss.
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