Nahostkonflikt bis 1979 – israelisch-ägyptische Kriege
Der Ursprung des Nahostkonflikts liegt in der Gründung Israels 1948 und den darauffolgenden Kriegen. Der Streit um Land, Ressourcen und religiöse Stätten prägt den Konflikt bis heute. Willst du mehr wissen? Lies weiter!
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Lerntext zum Thema Nahostkonflikt bis 1979 – israelisch-ägyptische Kriege
Der Ursprung des Nahostkonflikts
Der Konflikt im Nahen Osten ist spätestens seit dem Terrorangriff der palästinensischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auch hierzulande wieder in aller Munde. Menschen demonstrieren gegen den Krieg im Gazastreifen und fordern einen Waffenstillstand und eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts. Doch woher kommt dieser Konflikt überhaupt, und wie ist er entstanden?
Um das zu verstehen, muss man weit in die Vergangenheit zurückgehen, zur Staatsgründung Israels am 14.5.1948 und ihrer Vorgeschichte. Kern des Konflikts ist der Streit um ein Gebiet, das bis 1947 als Völkerbundmandat von Großbritannien verwaltet wurde: Palästina. Dort gründeten jüdische Emigranten im Jahr 1948 den Staat Israel, gegen den Willen der dort ansässigen palästinensischen Bevölkerung und der umliegenden arabischen Staaten Ägypten, Syrien, Libanon und Jordanien. Die Unabhängigkeitserklärung Israels führte unmittelbar zum Ersten arabisch-israelischen Krieg, in dem Israel den Sieg davon trug.
Eine ursprünglich durch die Vereinten Nationen geplante Zweiteilung Palästinas in einen israelischen und einen palästinensischen Staat wurde nie umgesetzt. Stattdessen besetzte Israel circa 78% des Gebietes; der geplante palästinensische Staat wurde nicht gegründet. Das sogenannte Westjordanland wurde nach dem Krieg von Jordanien besetzt: Der Gazastreifen kam unter ägyptische Verwaltung. 700 000 Palästinenser und Palästinenserinnen wurden in die umliegenden Länder vertrieben, wo sie und ihre Nachkommen zum größten Teil noch heute in Flüchtlingslagern leben. Sie bezeichnen diesen Krieg als Nakba (arab. Katastrophe).
Die kommenden Jahrzehnte waren geprägt vom Bestreben Israels, seine Existenz zu sichern und eine bessere strategische Position gegenüber den feindlich gesinnten Nachbarstaaten zu gewinnen. Die arabischen Staaten verweigerten dem Staat Israel jegliche Anerkennung. Jüdinnen und Juden, die in diesen Ländern lebten, wanderten in großer Zahl nach Israel aus. Die palästinensische Bevölkerung verfolgte weiterhin das Ziel, einen eigenen Staat zu gründen.
Aspekte des Konflikts
Der Nahostkonflikt ist auch deshalb so schwer zu lösen, weil er eine Vielzahl von Aspekten umfasst:
- Es ist ein Territorialkonflikt um das Gebiet zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer, auf das beide Seiten Anspruch erheben.
- Es ist aber auch ein Konflikt um Ressourcen, allen voran um das in dieser Region sehr knappe Wasser, das Israel aus den Quellen des Jordan und dem See Genezareth bezieht und für umfassende Bewässerungsprojekte nutzt. Aber auch Ackerland, Erdgas und Stein sind umkämpfte Ressourcen.
- Es ist ein nationalistischer Konflikt zwischen zwei Völkern, die einen Nationalstaat anstreben. Die Idee eines jüdischen Nationalstaats, in dem Jüdinnen und Juden vor Verfolgung durch andere Völker sicher sind geht auf den politischen Zionismus zurück. Der palästinensischen Bevölkerung war durch die britische Mandatsmacht ein eigener Staat als Gegenleistung für ihre militärische Unterstützung gegen das osmanische Reich zugesagt worden.
- Zusätzlich ist es auch ein religiöser Konflikt. Die betroffenen Gebiete, vor allem der Tempelberg in Jerusalem, sind sowohl für das Judentum als auch für den Islam wichtige Stätten ihres Glaubens. Für Jüdinnen und Juden ist die Klagemauer als letzter verbliebener Rest des antiken Tempels von großer Bedeutung, für Musliminnen und Muslime die al-Aqsa-Moschee und der Felsendom.
Tempelberg in Jerusalem mit der al-Aqsa-Moschee im Hintergrund |
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Wichtige Stationen des Nahostkonflikts bis 1979
In den Jahren bis 1979 kam es immer wieder zu Kriegen und Konflikten zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, vor allem Ägypten. Diese Kriege sind bei den Beteiligten teilweise unter verschiedenen Namen bekannt.
1948/49 | 1956 | 1967 | 1973 | 1978/79 |
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Palästinakrieg / Israelischer Unabhängigkeitskrieg / Nakba | Suezkrise | Junikrieg / Sechstagekrieg / Naksa | Oktoberkrieg / Jom-Kippur-Krieg / Ramadan-Krieg | Abkommen von Camp David, Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel |
Die Suezkrise 1956
Zur sogenannten Suezkrise kam es im Jahr 1956, als der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser beschloss, den bisher durch eine französisch-britische Kanalgesellschaft verwalteten Suezkanal zu verstaatlichen. Mit den Einnahmen aus der Kanalgesellschaft wollte er den Bau des Assuan-Staudamms finanzieren. Zusätzlich schloss er den Kanal und die Meerenge von Tiran, Israels einzigen Zugang zum Roten Meer, für israelische Schiffe. Damit brachte er Israel, Großbritannien und Frankreich gegen sich auf.
Israel, Großbritannien und Frankreich schlossen ein Geheimbündnis gegen Ägypten. Die israelische Armee marschierte in Gaza und der Sinai-Halbinsel ein und besetzte den Kanal, während Großbritannien und Frankreich ägyptische Flughäfen bombardierten. An dieser Stelle griffen jedoch die Vereinten Nationen auf Druck der USA und der Sowjetunion ein und erzwangen einen Rückzug der verbündeten Staaten und einen Waffenstillstand. Am Suezkanal wurde eine UN-Friedenstruppe stationiert. Dieses Ergebnis hob das Ansehen von Präsident Nasser, der ein wichtiger Vertreter des Panarabismus, also der Einheit der arabischen Welt, war.
Der „Sechstagekrieg” 1967
In den Jahren zwischen 1956 und 1967 wuchsen die Spannungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn. Streitpunkte waren zum Beispiel geplante Bewässerungsprojekte Israels, oder die Unterstützung der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO durch die arabischen Staaten, so dass es immer wieder zu kleineren Grenzgefechten kam. Gezielte Fehlinformationen durch den sowjetischen Geheimdienst verschärften die Situation weiter.
Unmittelbarer Auslöser des Krieges war die erneute Schließung der Meerenge von Tiran durch den ägyptischen Präsidenten Nasser. Dieser hatte zuvor bereits den Abzug der UN-Friedenstruppe vom Suezkanal durchgesetzt, Truppen auf die Sinai-Halbinsel verlegt und die arabischen Staaten zur Vernichtung des Staates Israel aufgerufen. Israel entschied sich in dieser Lage für einen Präventivschlag gegen die ägyptische Luftwaffe, ohne vorausgegangene Kriegserklärung. Die Strategie erwies sich als erfolgreich. In nur sechs Tagen konnte sich Israel gegen Ägypten, Syrien und Jordanien behaupten und besetzte in der Folge Gaza und das Westjordanland, Ost-Jerusalem, die syrischen Golanhöhen und die Halbinsel Sinai.
Als Folge dieses Krieges hatte Israel seine strategische Position deutlich verbessert und sein Territorium abgesichert. Aber durch den Krieg war Israel auch zur Besatzungsmacht in den palästinensischen Gebieten geworden und hatte damit zahlreiche neue Probleme geschaffen. Die palästinensische Bevölkerung war noch weiter von einer Staatsgründung entfernt und bezeichnet den Krieg darum als Naksa (arab. Rückschlag). Die Vereinten Nationen forderten 1967 in der Resolution 242 von Israel den Rückzug aus den neu besetzten Gebieten, womit sie indirekt die Grenzziehung aus dem Unabhängigkeitskrieg von 1948 anerkannten.
Der „Jom-Kippur-Krieg“ 1973
Im Jahr 1973 verübten Ägypten und Syrien ihrerseits einen Überraschungsangriff auf Israel, und zwar am 6. Oktober, dem Tag des jüdischen Jom Kippur-Feiertags.
Jom Kippur ist das Versöhnungsfest und der höchste und heiligste Feiertag im jüdischen Glauben. An diesem Tag fasten und beten die Gläubigen, um Buße für begangene Fehler zu tun und sich mit Gott auszusöhnen, und sie verrichten keine Arbeit. Der Feiertag findet an wechselnden Terminen statt. 1973 fiel er auf den 6. Oktober.
In der arabischen Welt ist dieser Krieg auch als „Ramadan-Krieg“ bekannt, da er während des heiligen Monats Ramadan stattfand. Zunächst konnten Ägypten und Syrien, die von der Sowjetunion militärisch unterstützt wurden, einige Gebiete vorübergehend zurückerobern. Israel wurde im Gegenzug von den USA und einigen europäischen Ländern unterstützt. Der Ölboykott gegen diese Staaten durch die arabischen Mitglieder der OPEC führte zur Ölkrise, konnte aber nicht verhindern, dass Israel eine erfolgreiche Gegenoffensive startete. Auf Eingreifen der UN hin wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Ein dauerhafter Friedensschluss schien aber unmöglich, nicht zuletzt aufgrund der fortgesetzten Weigerung der arabischen Staaten, Israel als Staat anzuerkennen.
Die Friedensinitiative von Camp David
Auf Initiative des amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter hin kam es im Jahr 1978 zu Friedensverhandlungen zwischen dem ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat und dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin. Diese fanden in Camp David in Maryland statt, einem Feriensitz des amerikanischen Präsidenten. Auf Carters Vermittlung hin einigten sich Sadat und Begin auf ein Abkommen, das sie am 17.8.1978 unterzeichneten. Es basierte auf der UN-Resolution 242 von 1967 und beinhaltete den Gedanken einer Teilautonomie für die palästinensischen Gebiete in Gaza und dem Westjordanland.
Sadat und Begin unterzeichnen das Camp-David-Abkommen |
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Als Folge dieses Abkommens erhielten Sadat und Begin 1978 den Friedensnobelpreis. 1979 wurde ein Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel unterzeichnet, der dem Prinzip „Land gegen Anerkennung“ folgte: Israel gab die Halbinsel Sinai an Ägypten zurück und wurde dafür als Staat anerkannt. Damit war ein wichtiger Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten getan.
Die Situation im Jahr 1979
Für Israel bedeutete der Friedensschluss mit Ägypten, das der militärisch stärkste unter seinen Gegnern gewesen war, einen bedeutenden diplomatischen Erfolg. Zum ersten Mal erschien eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts greifbar. Allerdings wurde Ägypten als Folge des Vertrags aus der Arabischen Liga ausgeschlossen. Andere arabische Staaten waren nicht willig, dem Beispiel Ägyptens zu folgen. Auch die Palästinenser lehnten den Friedensvertrag ab. Die israelische Siedlungspolitik der kommenden Jahre und die Entstehung von immer mehr israelischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten schufen für die kommenden Jahre neue Probleme. Eine Lösung der Palästinenserfrage stand weiter aus.
Nahostkonflikt bis 1979 – Zusammenfassung
- Der Nahostkonflikt hat seinen Ursprung im territorialen Konflikt zwischen der jüdischen und palästinensischen Bevölkerung um das Gebiet Palästina seit der Staatsgründung Israels im Jahr 1948.
- Neben dem Streit um das Gebiet hat der Konflikt noch weitere Aspekte, wie etwa die religiösen Differenzen und den Streit um Ressourcen, die eine Lösung erschweren.
- Im Lauf des Konflikts kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, die die Existenz des Staates Israel grundsätzlich ablehnten.
- Durch diese Kriege wurde Israel zur Besatzungsmacht in den palästinensischen Gebieten; die palästinensische Bevölkerung erhielt keinen eigenen Staat. Auch der Friedensschluss mit Ägypten 1979 führte nicht zur Lösung der Palästinenserfrage.
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