Deutsche Kolonien, Panthersprung, Herero-Aufstand
Das Zeitalter des Imperialismus (1870-1914) sah eine territoriale Aufteilung, hauptsächlich in Afrika und Teilen Chinas. Deutschland, spät in das Rennen eingetreten, baute seine Kolonien aus. Erfahre mehr über den Panthersprung nach Agadir, den Herero-Aufstand und die aktuellen Aufarbeitungsprozesse. Interessiert? Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text!
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Grundlagen zum Thema Deutsche Kolonien, Panthersprung, Herero-Aufstand
Deutsche Kolonien weltweit und das Zeitalter des Imperialismus
Das Zeitalter des Imperialismus umfasste die Jahre von etwa 1870 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. In dieser Zeit kämpften die europäischen Großmächte, Japan und die Vereinigten Staaten von Amerika um eine territoriale Aufteilung vor allem von Afrika und Teilen Chinas. Die Motive dafür waren zum Beispiel die Versorgung des Mutterlands mit Rohstoffen und die Schaffung von Absatzmärkten für eigene Produkte, die Besetzung wirtschaftlich oder strategisch wichtiger Landstriche, die Vorstellung von der Überlegenheit gegenüber anderen Kulturen und damit einhergehend die Auffassung, man habe das Recht oder gar die Pflicht, diesen Kulturen die europäische Lebensweise aufzuzwingen.
Das deutsche Weltmachtstreben
Das 1871 gegründete Deutsche Kaiserreich hielt sich bei diesen Vorgängen zunächst zurück, was vor allem an Reichskanzler Otto von Bismarcks Ablehnung gegen den Erwerb von Kolonien lag. Die Geschichte der deutschen Kolonien begann deswegen erst Mitte der 1880er-Jahre, als Bismarck von diesem Kurs abwich. In den Jahren 1884 und 1885 erklärte das Deutsche Reich mehrere Gebiete in Afrika zu deutschen Schutzgebieten, die binnen Kürze zu deutschen Kolonien ausgebaut wurden. Dieser geschichtliche Hintergrund ist auf das Verständnis des sogenannten Panthersprungs nach Agadir wichtig.
Was passierte beim Panthersprung? Wann war der Panthersprung nach Agadir?
Das Ringen um die Vormachtstellung in Afrika führte immer wieder zu Konflikten zwischen den europäischen Großmächten. Ein Beispiel hierfür ist die zweite Marokkokrise, auch bekannt als Panthersprung nach Agadir. Dieser Panthersprung nach Agadir ist während der zweiten Marokkokrise in die Geschichte eingegangen.
Die Ursache des Pantersprungs nach Agadir in Marokko im Jahr 1911 lag in der Tatsache begründet, dass Marokko eines von wenigen afrikanischen Gebieten war, das noch nicht kolonisiert worden war. Sowohl das Deutsche Reich als auch Großbritannien und Frankreich verfolgten dort Interessen, wobei es Frankreich in den Jahren zuvor gelungen war, seinen Einfluss in Marokko stark auszubauen.
Was war also der Panthersprung nach Agadir? Einfach erklärt kann der Panthersprung nach Agadir wie folgt definiert werden: Am 21. Mai 1911 marschierten französische Truppen in Marokko ein und besetzten die Städte Fès und Rabat. Als Reaktion darauf schickte das Deutsche Reich im Juli 1911 das Kanonenboot Panther in die marokkanische Hafenstadt Agadir, was als „Panthersprung“ in die Geschichte einging. Der Panthersprung wurde weithin als aggressiver Akt verstanden und führte an den Rand eines Kriegs zwischen Frankreich und Deutschland.
Erst im November 1911 konnte die Krise beigelegt werden. Die Folgen des Panthersprungs nach Agadir sind schnell erläutert: Frankreich konnte seine Vormachtstellung in Marokko sichern, das Deutsche Reich erhielt als Kompensation einen Teil der französischen Kolonie Französisch-Äquatorialafrika.
Völkermord an den Herero – die Geschichte des sogenannten Herero-Aufstands
Das Ereignis, das bis heute vielleicht mehr als alle anderen mit dem deutschen Imperialismus verbunden ist, ist der Völkermord am Stamm der Herero, häufig auch mit dem Begriff „Herero-Aufstand“ bezeichnet.
Eine der deutschen Kolonien in Afrika war ein Gebiet, das als Deutsch-Südwestafrika bekannt war und das Gebiet des heutigen Namibia umfasste. 1884 gegründet siedelten sich in den folgenden Jahren deutsche Siedler in der Kolonie an und die Zahl der deutschen Schutztruppen wurde erhöht. Die Ursache für den sogenannten Herero-Aufstand findet sich im skrupellosen Auftreten der Kolonialherren, das immer wieder zu Spannungen mit den einheimischen Stämmen führte. Im Jahr 1904 entschied der Stamm der Herero schließlich, sich gegen die Invasoren zur Wehr zu setzen. Erzielten die zahlenmäßig überlegenen Herero anfangs schnelle Erfolge, wurden im weiteren Verlauf des Herero-Aufstands die deutschen Schutztruppen rasch massiv aufgestockt, um die gegnerischen Krieger zurückzuschlagen. Das Oberkommando wurde General Lothar von Trotha überantwortet, der mit bis dahin nicht gekannter Härte gegen die Herero vorging.
Seinen Höhepunkt erreichte der Krieg am 11. August 1904 mit der Schlacht am Waterberg. Die deutschen Truppen kreisten die Herero, vor allem Frauen und Kinder, ein und trieben sie in die Omaheke-Wüste. Viele wurden dabei erschossen, die Überlebenden wurden von den Schutztruppen an der Flucht aus der Wüste gehindert und der Zugang zu Wasserquellen wurde ihnen abgeschnitten, sodass sie zu Tausenden verdursteten. Der Krieg ging danach noch bis zum Jahr 1907 weiter, in dieser Zeit fielen ihm schätzungsweise zwei Drittel der damals in Deutsch-Südwestafrika lebenden Herero – insgesamt mehrere Zehntausend Menschen – zum Opfer.
Die Folgen des sogenannten Herero-Aufstands sind noch heute spürbar. In Deutschland sind die Ereignisse seit etwa drei Jahrzehnten Gegenstand von Aufarbeitungsprozessen. Lange Zeit weigerte sich Deutschland, das Vorgehen der deutschen Schutztruppen als Völkermord zu bezeichnen. Dies tat die Bundesregierung erst im Rahmen eines Abkommens mit Namibia im Jahr 2021, das die weitere Aufarbeitung der Ereignisse und die Zusammenarbeit der Bundesrepublik mit Namibia regeln soll.
Zum Begriff „Herero-Aufstand“
Bis heute ist der Begriff „Herero-Aufstand“ die gängigste Bezeichnung für die damaligen Ereignisse. Inzwischen wird aber kritisch hinterfragt, ob der Begriff „Aufstand“ angemessen ist, da er aus der Perspektive der Kolonialherren gedacht ist und den Eindruck erwecken kann, die Herero hätten gegen eine legitime Regierung rebelliert. Formulierungen wie „Völkermord an den Herero“ oder „Herero-Krieg“ wären denkbare Alternativen.
Transkript Deutsche Kolonien, Panthersprung, Herero-Aufstand
Noch heute kennt man den Ausdruck Kolonialwaren: Tee, Kaffee, Gewürze. Für solche Schätze haben Seefahrer-Nationen schon vor Jahrhunderten ferne Länder entdeckt. Die Deutschen fangen erst 1884 an, Kolonien zu sammeln. Wir wollen niemanden in den Schatten stellen, aber wir wollen auch einen Platz an der Sonne. Die Sonnenplätze sind jedoch schon verteilt. Man muss sich mit den Resten begnügen: Togo, Kamerun, Deutsch-Südwest- und Ostafrika, Samoa und Kiautschou in China und diverse Inseln in der Südsee. Auf Neuguinea gibt es jetzt ein Kaiser-Wilhelms-Land. In der Ära nach Bismarck bekommen die überseeischen Besitzungen eine neue Bedeutung: Weniger, als Rohstoffquellen und Absatzmärkte, steht nun immer mehr ihr strategischer Wert als Stützpunkt im Vordergrund. Häfen und Straßen werden gebaut. Auf Schubkarren will man sich nicht mehr verlassen. Ein deutsches Kanonenboot vor Agadir. Deutschland mischt sich nun weltweit auch in fremde Angelegenheiten ein, zum Beispiel 1911 in Marokko. Dort unterstützen die Franzosen den Sultan gegen Aufständische. Bilder aus dem französischen Lager. Deutschland schickt das Kanonenboot Panther an die marokkanische Küste. Die deutsche Presse schreibt stolz vom Panthersprung. Kanzler Bethmann-Hollweg unterrichtet die anderen Großmächte. Zitat: „Deutsche Firmen, die in Agadir und Umgebung tätig sind, zeigen sich über eine gewisse Gärung unter den dortigen Stämmen beunruhigt. Diese Firmen haben sich an die Kaiserliche Regierung mit der Bitte für Schutz um Leben und Eigentum gewandt.“ Der Panther endet allerdings nach dem Sprung als Bettvorleger. Die Aktion hat nichts gebracht. In den deutschen Überseegebieten kommt es immer häufiger zu Auseinandersetzungen. Die Aufstände der Herero und der Hottentotten-Stämme in Deutsch-Südwestafrika enden im Massaker. Die Überlebenden werden in die Wüste getrieben, wo sie elend umkommen. Erst im Jahr 2004 hat sich die Bundesrepublik Deutschland offiziell bei Namibia entschuldigt. Gegen die kostspieligen Tätigkeiten in Übersee protestieren daheim in seltener Eintracht die Abgeordneten von SPD und Katholischem Zentrum. Das führt sogar zu Neuwahlen, Hottentotten-Wahlen genannt. Das Ergebnis: ein klares Votum für die Kolonialpolitik. Nach dem ersten Weltkrieg verliert Deutschland seine Kolonien.
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