20.09.2021
Schulpolitik in Deutschland: Große Unzufriedenheit unter Lehrkräften
Berlin, 20. September 2021 – Die Bundestagswahl rückt näher: Während die Parteien ihre Pläne für die nächste Legislaturperiode bewerben, hat die Online-Lernplattform sofatutor jetzt den Blick zurück gewagt. Eine Umfrage unter 330 Lehrkräften ergab, dass 73 Prozent der Befragten tendenziell unzufrieden mit der Schulpolitik der letzten Legislaturperiode ist.
„Durch Corona sind die Missstände in unserem Bildungssystem noch deutlicher geworden. Wichtig ist jetzt, sie nachhaltig, schnell und mit einem guten Konzept anzugehen,“ so sofatutor-Gründer Stephan Bayer. Auf die Frage, in welchen Bereichen die Lehrkräfte besonderen Handlungsbedarf sehen, waren die Antworten zum Teil überraschend. Noch nicht mal ein Fünftel gab den Wunsch nach besserer Ganztagsbetreuung an. Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ist erst vor Kurzem im Bundestag beschlossen worden und gilt als wichtiger Schritt für ein besseres Bildungssystem.
Kleinere Klassen (83,64 %) und eine moderne Ausstattung der Schulen (76,97 %) wurden hingegen von einem Großteil der Teilnehmer*innen auf die Frage „Bei welchen Themen sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf?“ angegeben.
Ein Upgrade für den DigitalPakt: Autonomie statt Bürokratie
Aktuell lässt sich beobachten, dass die Bundesländer trotz der Fördermittel durch den DigitalPakt Schule kaum Gebrauch von den finanziellen Mitteln machen. Das liegt – so vermutet Stephan Bayer – an den hohen bürokratischen Hürden. „Wir haben in Deutschland mit massiven Lehrermangel zu kämpfen und müssen daher die Stimmen der Lehrerinnen und Lehrer sehr ernst nehmen. Die große Unzufriedenheit ist deshalb ein Alarmsignal! Ein Punkt, bei dem wir definitiv nachjustieren müssen, ist die Rolle von Bund und Ländern in Sachen Schulpolitik – das zeigt auch die Umfrage. Lehrkräfte wünschen sich eine leichtere Zusammenarbeit. Das bedeutet auch, Bürokratie abzubauen.“
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer*innen gaben auf die Frage „Wenn ich Bildungsminister*in wäre …“ an, dass sie ermöglichen würden, dass Bund und Länder leichter in Schulfragen zusammenarbeiten können. Das Problem des Lehrkräftemangels wurde in dieser Frage ebenfalls besonders deutlich: Über 70 Prozent gaben jeweils an, sowohl den Lehrberuf für einen Anstieg der ausgebildeten Lehrkräfte attraktiver machen zu wollen, als auch mehr Personal für die Bereiche Nachmittagsbetreuung, psychische Beratung, Lernbegleitung und Förderung an Schulen einzustellen. „Die kommende Regierung steht vor massiven Aufgaben – sei es die Klimapolitik oder auch die Aufarbeitung und Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die noch längst nicht ausgestanden ist. Sie hat aber auch die Möglichkeit, Deutschland auf neuen Wegen positiv in die Zukunft zu leiten. Ich hoffe, dass das auch in der Bildungspolitik sichtbar wird und freue mich auf mutige Innovationen. Das sind wir den Schüler*innen von heute und morgen schuldig,“ so Stephan Bayer.